Borat - Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen (2006)
Eine Kritik von holgocop (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 07.03.2007, seitdem 509 Mal gelesen
Heilig´s Blechle, hat sich dieser Kerl gemausert. Vorbei die Zeiten in denen Sacha Baron Cohen auf infantil dümmliche Art den "Gangsta-Style" á la Sean/Puff/P.Combs/Daddy/Diddy in seiner Rolle als Ali G. persiflierte. Sattdessen erwartet uns mit "Borat - ..." eine bitterböse, grenzüberschreitende Real-Satire, die in ihrer Wirkung selbst einem Michael Moore zur Ehre gerreicht.
Über die Hintergründe des Films dürfte ja mittlerweile jeder auf Grund der gelungenen PR informiert sein. Da ist es auch klar, das "Borat" ein Film ist, den man sich nur in der Original-Sprache ansehen sollte, denn leider Gottes verfehlt die bescheuerte deutsche Synchro völlig ihren Sinn. Borat, das ist dieser Frauen-, Juden- und eigentliche sämtliche sonstigen Ausländer-verachtende Kasache, der sich zusammen mit seinem Produzenten, einem massiv übergewichtigen, ständig nörgelnden Asi, aufmacht die amerikanische Kultur seinem Volk in Form eines Dokumentar-Films näher zu bringen. Dabei enttarnt er die Gesellschaft der "US and A" als noch rassistischer als er es je sein könnte.
 Die Story an sich ist natürlich der Witz und muss als leitender Faden einer Anneinanderreihung köstlich geschmackloser Einzelszenen gesehen werden. Das einige Kalauer und infantile Fäkalwitze ebenso wenig fehlen dürfen, wie wirklich gesellschaftskritische Momente macht, gerade ob dieser Mischung, den besonderen Reiz des Films aus. Besonders hervor sticht hierbei die Stelle des Films, in der Borat vor dem versammelten Publikum einer Rodeo-Meisterschaft eine Rede zum Thema Terrorismus-Bekämpfung hält. Nach anfänglichen Lobesbekundungen für die amerikanische Außenpolitik (sic!) erntet er sogar noch tosenden Applaus, als er mit ungetrübter Miene zum Auslöschen sämtlicher Dörfer samt Frauen und Kinder aufruft (wortwörtlich!). Spätestens hier werden Erinnerungen an die traurige Demotage Charlton Hestons seitens Moore wach.
Definitiv eine besondere Erfahrung, dieser Borat. Sämtliche Klischees werden den ahnungslosen Interviewpartner vorgehalten und regelmäßig die Grenzen des guten Geschmacks übertreten. Nicht jedermanns Sache, das mag sein, aber eine gewisse Wirkung wird auch der skeptischste Zuschauer dem Film nicht absprechen können. Schließlich enttarnt Borat wirklich alles: Ein weniger auffälliges, nichtsdestotrotz grandioses, Beispiel hierfür wäre die Szene relativ zu Beginn in der Borat an einem Humor-Seminar teilnimmt, dem sichtlich schockierten Leiter einen Witz über Behinderte als reine Wahrheit verkauft, dieser tatsächlich sogar lächeln muss, sich aber sofort fängt und sagt, in Amerika könne man über so etwas nicht lachen. Herrlich !!! Das er später auch noch die Struktur amerikanischen Humors erklärt, nämlich man solle von einer Tatsache die nicht stimmt, behaupten sie sei wahr, ohne zu erkennen, das wenige Minuten zuvor Borat eben dieses Schema angwendet hat, ist der absolute Gipfel der Ironie.
So bewegt sich der Film zwischen Holzhammer- und zutiefst hintergründigem Humor. Wie gesagt das wird vielen nicht Gefallen, und die Moral-Polizei schwenkt auch schon den erhobenen Zeigefinger. Trotzdem Borat verfehlt seine Intention in keinster Weise. Erst kürzlich, nur so als Beispiel, wurde Alice Schwartzer, Herausgeberin des Frauen(-Rechtler)Magazins "Emma", ein Ausschnitt des Films gezeigt, in dem Borat einem Feministinnen-Kongress beiwohnt, und das macht, was er am besten kann, nämlich Frauen beleidigen - Und sie lachte !
Natürlich, die Meinungen werden extrem auseinanderdriften über "Borat", allerdings, gerade das macht ihn zu einer der interessantesten, provokativsten und progressivsten Komödien der letzten Jahre, wenn nicht sogar ever.
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