Eine Kritik von Trashstore75 (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 17.01.2011, seitdem 567 Mal gelesen
Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen DVD-Fassung von Kinowelt!
Es regnet in Strömen. Die Sirene eines Streifenwagens zerreisst die nächtliche Stille. Undercover-Cop Frank Serpico, von einer Kugel in den Kopf lebensgefährlich verletzt, ringt mit dem Tod. Während die Ärzte um sein Leben kämpfen, lässt Serpico die letzten Jahre Revue passieren.
Als Rückblende erzählt Regisseur Sidney Lumet die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte des Polizisten Frank Serpico:
Frisch von der Polizeiakademie tritt er voller Idealismus seinen Dienst in New York an. Doch bald merkt er, dass er sich in einem Spinnennetz aus Korruption und Filz befindet. Angefangen von kleineren Gefälligkeiten wie Parken in der Verbotszone und im Gegenzug gratis Mittagessen in einem Diner bis hin zu Schmiergeldzahlungen. Da Serpico es strikt ablehnt sich bestechen zu lassen, ist er schnell innerhalb der Kollegenschaft isoliert - nur in seinem Freund Bob Blair findet er einen Mitstreiter. Als die beiden mit ihren Erkenntnissen an die Öffentlichkeit gehen, kommt es zum Skandal. Für seine Kollegen ist Serpico nur noch ein Verräter...
Die Story liest sich wie ein knallharter Cop-Thriller, doch davon ist "Serpico" meilenweit entfernt. Sidney Lumet inszenierte in ruhigen Bildern einen mehr dialog- als actionlastigen Film, bei dem vielmehr der Charakter Serpicos im Vordergrund steht, wobei die Zerrissenheit des Protagonisten zwischen Loyalität und treuer Pflichterfüllung von Al Pacino meisterhaft dargestellt wurde.
Frank Serpico ist ein unkonventioneller Typ - schon vom äußeren Erscheinungsbild (lässiger Kleidungsstil, erst Schnauz-, später Vollbart und Langhaarfrisur)entspricht er nicht gerade den konservariven Vorstellungen seiner Vorgesetzten. Aber er ist fleißig, enthusiastisch, vor allem aber ist er gesetzestreu - und genau das ist es, was seine Kollegen und die Vorgesetzten mehr als alles andere bitter aufstoßen lässt.
Als er beschließt, die Korruption öffentlich zu machen und zunächst auf taube Ohren und Vertuschung stößt, beginnt er am System zu zweifeln. Schockiert von den Mißständen in den Abteilungen und der kriminellen Energie seiner Kollegen, leidet immer mehr sein Privatleben unter der schweren Belastung und seine Beziehung zu seiner Freundin droht zu zerbrechen.
"Serpico" ist mehr ein Cop-Drama als ein Cop-Thriller. Das Milieu ist sehr gut eingefangen, die musikalische Untermalung von Mikis Theodorakis passt sich der ruhigen Erzählform des Films an. Auf Action wurde weitestgehend verzichtet, was der Spannung und der Dramatik keinen Abbruch tut.
"Serpico" überzeugt und unterhält auf der ganzen Linie, auch wenn er nicht die genretypischen Elemente wie Verfolgungsjagden und Schießereien auffährt.
Er konzentriert sich im wesentlichen auf Serpicos Kampf für Recht und Gerichtigkeit, die daraus resultierende charakterliche Entwicklung Serpicos und dessen verändertes Auftreten seinem Umfeld gegenüber. Trotz interessanter Einblicke in die Polizeiarbeit wie Observationen, Verhöre und erkennungsdienstlicher Untersuchungen, ist Sidney Lumets Film doch eher die Charakterstudie eines Mannes, der an seiner Machtlosigkeit zu zerbrechen droht.
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