Eine Kritik von buxtebrawler (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 20.11.2020, seitdem 100 Mal gelesen
„Ich bin das absolut Böse!“
„Heavy Metal“ ist nicht nur eine Musikrichtung, sondern auch ein kanadisch produzierter Episoden-Zeichentrickfilm aus dem Jahre 1981, der aus Verfilmungen von sechs dem Erwachsenen-Comicmagazin „Métal hurlant“ (in Deutschland als „Schwermetall“ bekannt) ent- oder zumindest an dessen Stil angelehnten Geschichten verschiedener Zeichner und Urheber besteht, ergänzt um und lose zusammengehalten von einer Rahmenhandlung. Passend zum Titel wurde der Film – wenn auch überraschend zurückhaltend – mit Hardrock- und Metal-Stücken von Bands wie Black Sabbath, Blue Öyster Cult und Trust, aber auch „normaler“ Rockmusik von beispielsweise Cheap Trick sowie einem klassischen orchestralen Score unterlegt. Regie führten Gerald Potterton und Jimmy T. Murakami, wobei sich Murakamis Arbeit auf die Rahmenhandlung beschränkte. „Heavy Metal“ gilt als ein Pionier des sich vornehmlich an ein erwachsenes Publikum richtenden Zeichentrick-/Animationsfilms.
Eine grünleuchtende Kugel stellt sich als das absolut Böse vor, nachdem sie den Vater eines Mädchens vernichtet hat, der die Kugel von einer Forschungsreise mitgebracht hatte. Bevor das Böse auch das Mädchen auszulöschen gedenkt, übt es sich im Geschichtenerzählen, indem es dem ihm von seiner bewegten Vergangenheit als Unheilsbringer im ganzen Universum und fernen Galaxien berichtet.
Bei diesen Geschichten handelt es sich um die einzelnen Episoden, beginnend mit einer New Yorker Dystopie, in der die Polizei ausschließlich gegen Zahlung von Bestechungsgeldern tätig wird, inszeniert im Film-noir-Stil mit einem aus dem Off erzählenden Protagonisten und einer Femme fatale. Ein gelungener Einstieg mit schönen Schmelzeffekten und Sex. Mit einem Off-Erzähler arbeitet auch die zweite Episode, die abgefahrene Science-Fiction-Action auf einem fremden Planeten bietet und an typische Fantasien pickliger frustrierter Teenie-Jungs appelliert: Ein ebensolcher gerät durch die Kugel auf einen Planeten, auf der er ein mächtiger Held ist, der ein Mädchen rettet. Komödiantisch und sehr kurz fällt hingegen Episode 3 aus, in der ein Mörder und Vergewaltiger seine Haut zu retten versucht, indem er den Zeugen der Anklage besticht. Doch dieser verwandelt sich unter Einfluss der geheimnisvollen Kugel in ein Monster, das sich gegen den Mörder wendet – letztlich aber doch den Kürzeren zieht.
Die vierte Episode ist im Zweiten Weltkrieg angesiedelt, genauer: dessen Luftkrieg, in dem ein B-17-Bomber unter Beschuss steht. Die Kugel lässt Tote wiederauferstehen und sorgt für Splatter- und Gore-Zombie-Action. Bis hierhin ist „Heavy Metal“ sehr kurzweilig, im Stile kurzer in sich abgeschlossener Comics. Das letzte Drittel hingegen fällt sehr Fantasy-lastig aus und wird dabei leider immer zerfahrener und langatmiger. Episode 5 steuert nach Art einer Science-Fiction-Komödie mit Erotikanteil auf eine enttäuschende Pointe zu, während die finale Geschichte eher ermüdende Zivilisation-versus-Barbaren-Fantasy, wenn auch mit viel selbstzweckhafter nackter Haut, durchkaut. Immerhin knüpft der Abschluss der flankierenden Rahmenhandlung direkt daran an.
Unterm Strich überwiegt der positive Eindruck, denn die Mischung aus Action, Science-Fiction, Film noir, Horror, Erotik/Sex und Fantasy vereint doch vieles, worauf die Zielgruppe sich einigen kann. Aus heutiger Sicht haftet dem Spektakel auch ein gewisser unschuldiger Charme an, wozu auch die etwas ruckeligen Animationen passen. Die Versuche, die eigentlich voneinander unabhängigen Geschichten durch die Rahmenhandlung, die sich durch die Off-Stimme immer wieder ins Gedächtnis ruft, miteinander zu verbinden, sind mal mehr und mal weniger gut gelungen, spielen aber auch keine entscheidende Rolle. Anstelle der letzten beiden Episoden wäre eine Fortsetzung des pointierten, augenzwinkernden Comicstils wünschenswert gewesen, aber auch so verführt „Heavy Metal“ dazu, immer mal wieder eingelegt zu werden, wenn amüsante und anregende Zerstreuung gewünscht ist – ganz so, wie man als kleiner Junge früher immer wieder in seinen Comicheften geschmökert hat.
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