Eine Kritik von Leimbacher-Mario (Bewertung des Films: 8 / 10) eingetragen am 20.09.2016, seitdem 286 Mal gelesen
Staffel 2
Spielball im GlaubenskriegÂ
Da Staffel 1 von "Homeland" zwar recht behutsam vorging, jedoch doch eindeutig süchtig machend & Neugier weckend, wartete ich nicht lange mit der zweiten Staffel. Mittlerweile ist Brody gut mit dem Vizepräsidenten befreundet & ein angesehener Mann im Senat, Carrie hat ihre Elektroschock-Behandlung hinter sich & weitere Anschläge auf die USA von Abu Nazir sind geplant. Ohne zu viel zu Spoilern wird der Ex-Navy-Seal-&-nun-Terrorist mehr zum Spielball zwischen den US-Geheimdiensten & den muslimischen Terroristen denn je, was das "Ist er Terrorist oder nicht?" aus der Auftaktstaffel auf ein neues Level hebt. Hier wird nun nicht mehr mit Möglichkeiten & Vermutungen gespielt, es wird endlich ernst gemacht. Selbst wenn manchmal etwas zu zügig die Seiten gewechselt & Allianzen gebrochen werden. Der Spannung & Abwechslung ist dies nur hilfreich & auch die Beziehung zwischen Carrie & Brody erreicht neue dramatische Höhepunkte. Hier ebenso manchmal etwas überhastet für meinen Geschmack.
Und trotz einiger familiärer Twists & Streitigkeiten, verfällt die Serie nur selten in Soap-Gefilde. Einzig dem überflüssigen & meist wirklich schwachen Handlungsstrang von Brodys Tochter wird viel zu viel Zeit gewidmet. Den hätte man fast gänzlich streichen müssen, was einige pubertäre Nervtötungen hätte verhindern können. Diane Lane als psychisch labile aber beruflich geniale Agentin kann auch nerven, bewegt sich meist jedoch auf einer reizenden Rasierklinge zwischen anstrengend & fesselnd. Nicht umsonst oder zu unrecht ist sie seit Jahren Emmy-dauernominiert. Der Rest des Casts zieht da gut mit, vor allem Brody/Damian Lewis blüht in allen Beziehungen in diesen 12 Folgen auf & man ist extrem gespannt auf sein weiteres Schicksal, was wohl unaufhaltsam NICHT auf ein Happy End für ihn & Carrie hinausläuft. So sehr man es den beiden auch gönnen würde.
Richtig gut gefällt mir auch Mandy Patinkin als Saul, Carries beruhigender Mentor, der ohne Zweifel einer der Gleichgewichtspunkte für die gesamte Serie ist. Reif, weise & irgendwie mysteriös mächtig. Gegen Ende werden etwas gedrungen weitere Nebencharakter & ganze neue US-Behörden eingeführt, die kommende Staffeln vielleicht prägen werden. Notwendig, aber etwas aus der eigentlich Kernhandlung werfend. Der Kampf gegen Abu Naziz ist eigentlich spannend & episch genug, Nebenschauplätze können da fast nur verlieren. Und auch wenn natürlich & zu recht die Radikalen aus dem Orient immer weiter in die Ecke der eigentlichen Bösewichte gedrängt werden, hält die Serie erstaunlich Gleichgewicht. Ich hätte da weitaus mehr Pro-Amerika-Attitüde erwartet/befürchtet. Doch wenn man sich den schleimigen Vizepräsidenten, den erbarmungslosen CSI-Chef oder die immer wieder erwähnten Gründe des Hasses aus dem Orient (z.B. Drohnenangriffe) ansieht, ist das weniger einseitig als man erwarten könnte. Selbst wenn Amerika-kritisch auch anders aussieht, reine US-Propaganda sehe ich in "Homeland" noch nicht.
Fazit: besser, zügiger & wendungsreicher als Staffel 1! Ein Krieg an vielen Fronten & mit härtesten, oft extrem spannenden Bandagen! Und produktionstechnisch ist "Homeland" in Sachen Kriegs-Thriller-Serien eh die Messlatte. (9/10)
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