Eine Kritik von Bretzelburger (Bewertung des Films: 9 / 10) eingetragen am 16.03.2012, seitdem 535 Mal gelesen
Das Jahr 1980, in dem Christian Petzolds Film „Barbara“ spielt, ist gut gewählt. In der DDR war noch nichts vom materiellen Niedergang spürbar, der knapp zehn Jahre später zur Wiedervereinigung führte, und beide deutsche Staaten hatten die Teilung inzwischen als gegeben akzeptiert. Sie war in den Köpfen der Menschen zur Normalität geworden.
Entscheidend für die Wirkung dieses Geschehens, das thrillerartige Elemente beinhaltet und erhebliche Spannung erzeugt, ist das Fehlen einer Motivation, die über den Wunsch hinaus geht, ein selbstbestimmtes Leben führen zu dürfen. Barbara hat weder politische Ambitionen, noch besondere materielle Vorstellungen, was sich in einer der schönsten Szenen des Films zeigt, als sie einer jungen Frau in einem Hotel begegnet, wo sie sich mit ihrem westdeutschen Geliebten Jörg (Mark Waschke) heimlich getroffen hatte. Diese hatte gerade mit dessen Freund geschlafen und sieht in Barbara eine Art Verbündete, die sich ebenfalls Wohlstand und Freiheit von dieser Begegnung verspricht. Während die junge Frau ihr einen Katalog voller bunter Bilder zeigt, wird deutlich, dass Barbara regelrecht erstaunt ist über deren fast kindliche Begeisterung.
Es sind nicht die Extreme, die von Petzolds Film besonders in Erinnerung bleiben, sondern die Dinge, an die man sich im damaligen Alltag gewöhnt hatte, die als normal galten – bis zu dem inneren Zustand, schon mit seiner Umgebung abgeschlossen zu haben (9/10).
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