Eine Kritik von Murph (Bewertung des Films: 9 / 10) eingetragen am 31.03.2005, seitdem 1047 Mal gelesen
"Goodfellas" ist ein Mafiafilm von beinahe epischem Ausmaß. Aber leider nur beinah. Denn trotz allem, was der Film großartig macht, alles perfekt macht er nicht.
Der Film basiert auf dem Buch "Wiseguy", von Nicholas Pileggi, das auf einer wahren Geschichte basiert. Die Hauptfigur heißt Henry Hill, gespielt von Ray Liotta. Dieser steigt schon mit jungen Jahren in die Organisation von Paulie Cicero, einem Mafia-Paten, ein und bald schon darin auf.
Ab da erzählt der Film episodenartig von den Höhepunkten des Mafialebens Hills; von seinem Aufstieg bis zu seinem Fall.
Die Hauptfigur Henry Hill wird von Ray Liotta gespielt, der gleichzeitig auch als Erzähler agiert und das Geschehen aus dem Off kommentiert. Leider liegt in der Besetzung Liottas eines der Mankos, die dem Film schlussendlich die Perfektion verweigern. Liotta spielt zwar solide, dennoch mangelt es ihm an Überzeugungskraft. Hinzu kommt eine gewisse Widersprüchlichkeit im Charakter Hills. So prügelt er zum Zwecke der Einschüchterung Unschuldige halbtot, muss sich aber bei der Exhumierung eines Opfers übergeben. Dies wirkt auf mich wie ein halbgarer Versuch, der Gestalt des Henry Hill noch einen letzten Rest Menschlichkeit zu zugestehen, die seinen beiden Kumpanen gänzlich abhanden gekommen ist. Man kann dies natürlich auch anders interpretieren. So könnte die angesprochene Szene deutlich machen wollen, dass Hill einfach nicht so hart ist wie seine Freunde, was ihm im späteren Verlauf des Filmes noch zum Verhängnis werden wird. Aber mit dieser zweiten These kann ich mich genauso wenig anfreunden wie mit der gesamten Figur des Henry Hill, so wie Liotta ihn gibt.
Und natürlich verblasst dieser total neben seinen Kumpanen, glänzend gespielt von Robert de Niro, dem Godfather des Gangsterfilmes, und Joe Pesci, der Actionfans noch aus den "Lethal Weapon"-Filmen bekannt sein dürfte. Besonders Pesci läuft in diesem Streifen zu Höchstform auf und gibt die vielleicht beste Perfomance seiner Karriere. Die Art wie er den cholerischen Tommy spielt ist unvergleichlich und obgleich einige der Meinung sind, dass die Synchronisation mal wieder für einen Atmosphärenverlust verantwortlich ist, ist gerade die deutsche Stimme von Joe Pesci unverwechselbar.
Auch Robert de Niro, der die Gangsterberühmtheit Jimmy Conway spielt, gibt eine großartige Leistung zum Besten, die mir manchmal allerdings etwas zu routiniert erscheint.
Seine Figur gefällt trotzdem am besten, allein schon deshalb weil seine Figur in den dargestellten dreissig Jahren die deutlichste Entwicklung von allen volzieht, sowohl was das äussere Erscheinungsbild der Figur, als auch den Charakter anbelangt. So wandelt sich Jimmy vom jungen, dynamischen Gangster zum paranoiden, immer nervösem Kauz mit ergrautem Haar, der trotzdem immer noch brandgefährlich ist.
Ein Lob muss vor allem an die Arbeit Scorseses gehen. Seine Art der Inszenierung und vor allem das Drehbuch sind großartig. Das Drehbuch schrieb er im übrigen nicht allein, sondern zusammen mit Nicholas Pileggi, dem Autoren der Buchvorlage, zusammen. Man kann also ein hohes Maß an Authentizität erwarten.
Ebenso ist die Kameraführung ein wahrer Hochgenuss. Ellenlange Kamerafahrten ohne einen einzigen Schnitt fangen die Gangsteratmosphäre richtig schön ein.
Dieser Film gehört mit zu dem Besten was Martin Scorsese je fabriziert hat, höchstens "Taxi Driver" kann sich damit messen. Aber wie so oft kratzt Scorsese nur an der Krone. Sie zu erringen, dass vermag auch "Goodfellas" nicht: "Der Pate" ist und bleibt der bessere Film.
Vielleicht hätte "Goodfellas" ihn überflügeln können, wenn jemand anderes als Ray Liotta Henry Hill hätte verkörpern dürfen. Wobei ich alllerdings betonen möchte, dass ich Liotta keineswegs für einen schlechten Schaupieler halte. Er passt nur einfach irgenwie nicht.
Aus diesem Grund 9 von 10 Punkten für "Goodfellas".
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