Eine Kritik von Leimbacher-Mario (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 21.11.2019, seitdem 88 Mal gelesen
Leere Louboutins
Ich mag aktuelle, momentan extrem relevante Filme wie „Spring Breakers“ oder „Assassination Nation“, in deren Ecke man auch Sofia Coppolas „The Bling Ring“ locker stellen kann. Erzählt wird anhand von wahren Ereignissen über eine Bande gelangweilter, verblendeter und schamloser Jugendlicher in L.A., die gemerkt haben, wie einfach es ist bei Promis wie Paris Hilton oder Lindsey Lohan einzubrechen und wieviel sie dort relativ ungefährdet und manchmal sogar über einen längeren Zeitraum unbemerkt dort mitgehen lassen können...
„The Bling Ring“ zielt natürlich auf die Leere und die falschen Vorstellungen über ein glückliches und erfolgreiches Leben der Generation Instagram ab - und schafft es auch diese Orientierungslosigkeit, Scheinheiligkeit und diesen seelenlosen, ja auch glücklosen Hardcore-Kapitalismus der Clique rüberzubringen. Sogar nicht nur der Clique, sondern auch der bestohlenen Promis und unserer halben westlichen Welt. Doch außer diese Gedanken nochmal in Worte und Bilder zu fassen, die den meisten eh schon längst klar sind, was bietet Coppola noch? Und da muss man sagen, leider nicht ganz so viel wie in den oben genannten ähnlichen Werken oder gar ihren kleinen Meisterstücken wie „The Virgin Suicides“ oder „Lost In Translation“. Klar spielen Emma Watson und die kleine Farmiga stark, klar sieht das alles edel und fein aus, klar pumpt der Soundtrack oft gut aus den Boxen und klar ist das Thema extrem akut, bitter und am Zahn der Zeit mit seiner krankhaften Verehrung von ebenfalls zweifelhaften Promis und dem unersättlichen Konsum und Besitz. Nur leider geht „The Bling Ring“ nicht weiter, gibt kaum neuen Input und ist auch meiner Meinung nach nicht scharf genug in seiner Anklage und Bloßstellung. Ein solider Film, aber kein bissiger und bleibender. Eine wahnsinnige Geschichte, passend zum Zeitgeist und unserer Epoche, aber da reicht eigentlich auch eine ausgiebigere Netzrecherche zu dem krassen Fall.
Fazit: sicher nicht der beste Film von Frau Coppola, aber ein stylischer, zum Teil absichtlich extrem oberflächlicher und nachdenklich, ja in seinen besten Momenten richtig traurig und sauer stimmender Einblick in die leeren Leben und dummen Wünsche, Träume, Vorstellungen und vor allem Vorbilder einer nicht kleinen amerikanischen Jugendschicht. Oder breiter gesagt: zum Teil von uns allen...
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