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Selma (2014)

Eine Kritik von LittleMole (Bewertung des Films: 4 / 10)
eingetragen am 01.12.2020, seitdem 47 Mal gelesen



In Alabama (und in den anderen Staaten der USA ebenfalls) war es früher völlig selbstverständlich, dass Schwarze nicht wählen dürfen, ihre verbrieften Rechte als amerikanische Staatsbürger nicht ausüben dürfen, und stattdessen gedemütigt und unterdrückt werden wo es nur geht. Allerdings wehte Mitte der 60er-Jahr des 20. Jahrhunderts bereits ein böiger Wind der Veränderung durch das Land, und einer der Sturmträger war Martin Luther King, der durch das Land reiste und aktiv, und vor allem unter Einsatz friedlicher Mittel, für die Gleichberechtigung der Schwarzen und die Anerkennung schwarzer Rechte kämpfte. Als frischgebackener Friedensnobelpreisträger steht er 1965 in Selma, einem kleinen Ort im Nirgendwo von Alabama, und tut das, was er seit Jahren tut: Protestieren, den Finger auf Missstände legen, sich mit weißen Rassisten auseinandersetzen.

Natürlich sind solche Filme gut und wichtig, und wie Funxton in seiner Kritik ganz richtig schreibt, „ist jeder Ansatz, diesen unsäglichen, verachtenswerten Missstand, der – wie noch etliche andere – die wackligen Beine aufzeigt, auf denen die ach so große Weltnation umherstolziert, begrüßenswert, wichtig, unerlässlich. Denn jeder dieser Filme trägt dazu bei, allein durch seine bloße Existenz diese für einen sich demokratisch wähnenden Staat blamable Sozialkrankheit ins öffentliche Gedächtnis zu rufen und lauthals zu diffamieren.“ (Zitat aus https://funxton.wordpress.com/2015/07/07/selma/).

Da hat er absolut Recht, allerdings gibt es verschiedene Methoden solche einen Stoff anzugehen. Ich denke da zum Beispiel an DIAZ: DON’T CLEAN UP THIS BLOOD, wo die Geschehnisse in Genua 2001 behandelt werden.  Oder an das erste Drittel des BAADER-MEINHOF-KOMPLEX, in welchem die Stimmung im Berlin der Jahre 1967/68 behandelt wird. Hier werden Emotionen geschürt, wird der Zuschauer durch das Ansprechen der Gefühle auf eine bestimmte Seite gezogen. Er wird gezwungen, Stellung zu beziehen.

Den anderen Ansatz kann man in SELMA beobachten: Durch eine kühle und geradezu dokumentarische Brille werden historische Ereignisse gezeigt, der Zuschauer muss sich mangels Emotion selber überlegen wie er reagieren würde, wenn er in der gezeigten Situation wäre. Bewusst wird eine wie auch immer geartete Meinungs- oder Stimmungsmache unterdrückt, die Konzentration erfolgt ausschließlich auf die Tatsachen.

Ich persönlich bevorzuge den ersten Ansatz. Emotionen zu unterdrücken ist nicht das, wofür Film gemacht wurde. Im Gegenteil, ein guter Film über wahre historische Ereignisse wird immer polarisieren, und wird immer Stellung beziehen. Zumindest sollte er das, und es ist gleich ob wir über D.W. Griffiths BIRTH OF A NATION oder über OHM KRÜGER sprechen (oder über Zak Snyders 300, um ein Beispiel der Gegenwart zu bringen). Vor einiger Zeit sah ich BLOODY SUNDAY von Paul Greengrass, und der ist genau das richtige Beispiel, gibt er doch sowohl den Demonstranten wie auch den Soldaten Raum zur Darstellung. Auch beim offensichtlichen „Gegner“ werden Schwächen und menschliche Regungen gezeigt, weswegen aber trotzdem, ohne Verteufelung der „Gegenseite“, eine eindeutige Stellung bezogen und Partei ergriffen wird.

Nun gut, die afro-amerikanische Regisseurin Ava DuVernay möchte wohl offensichtlich keine Partei ergreifen, weswegen SELMA wie erwähnt recht emotionslos geworden ist. Geradezu trocken, und da steht, aber das ist meine persönliche Meinung, der Film sich selber oft im Weg. Anstatt die Dynamik der damaligen Ereignisse zügig und spannungsgeladen voranzutreiben, werden Konflikte immer auch ruhigen Szenen gegenüber gestellt, wird immer wieder das Tempo aus dem Erzählfluss herausgenommen. Wir sehen Martin Luther King, wie er einen Brief an seine Frau schreibt, und wir sehen seine Frau wie sie diesen Brief liest. Wir sehen Streitgespräche unter Freunden über die unterschiedlichen Möglichkeiten, eine Beziehung zu Kings Bewegung zu haben, und wir sehen endlose (Ehe-) Gespräche zwischen King und seiner Frau. Bloß: Das berührt nicht. Es wird mühsam eine Geschichte erzählt, die aber irgendwann im trocknen Boden der Historie verödet. Man gebe die gleiche Story einem Oliver Stone, und er würde durch diesen Film Aufmerksamkeit auf ein Thema lenken, das leider auch heute noch aktuell ist. Er würde durch Knalleffekte eine Diskussion anregen, und könnte so unter Umständen tatsächlich eine Änderung der Verhältnisse in Gang bringen.

Klar, DuVernay wird solches gar nicht erst vorgehabt haben. Sie möchte, vermute ich mal, die Geschehnisse des Jahres 1965 nacherzählen. Aber meines Erachtens, und ich lege nach wie vor Wert darauf, dass dies eine persönliche Meinung ist, meines Erachtens klappert sie emotionslos einzelne Episoden eines Räderwerks ab, ohne kaum jemals wirklich den Finger auf die Wunde zu legen. Entsprechend sind die einzigen Szenen, die tatsächlich berühren, die Zerschlagung des ersten Marsches und die Ermordung des Priesters. Alles andere lässt weitgehend kalt und wirkt oft wie Füllmaterial, um den Film mühsam auf über 2 Stunden zu strecken. Nein, das stimmt nicht ganz: Die ersten etwa 10 Minuten berühren in hohem Maße. Die Frau die nicht wählen darf, und die Kinder vor der Taufe, das sind emotional starke und tiefe Momente. Aber sobald Martin Luther King die Szenerie betritt, ist irgendwie die Luft raus. Und das ist ein Umstand, der zu denken geben sollte!

Von daher gilt, dass das eigentliche Thema, nämlich die Darstellung rassistischer Akte und der darauf folgenden Reaktionen, irgendwie verfehlt wird. Zu viel Persönliches zwischen den Figuren, und zu wenig wirklich Greifbares lassen schnell Langeweile aufkommen, und das ist bei solch einem Thema dann wirklich nicht in Ordnung. Schade drum …


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