Eine Kritik von Leimbacher-Mario (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 04.03.2019, seitdem 344 Mal gelesen
Dumm kickt gut
„Gods of Egypt“ erinnert mich an eine Kreuzung aus „Thor: Ragnarok“ und „Aquaman“ - nur mit (noch) mehr Staub, Selbstironie, wesentlich schlechteren Computereffekten und ohne riesigem Franchise im Rücken. Da kann einem Alex Proyas Götterdämmerung in Trash-Moll fast schon leid tun. Eine 150 Mio. Produktion, ein finanzielles Debakel, von Kritikern sowie etlichen Zuschauern zerrissen. Vielleicht das Ende einer interessanten Regiekarriere. Und dennoch möchte ich teilweise eine Lanze für diesen sympathischem Schmarn brechen... Eigentlich wollte ich ihn nie sehen. Zu stinkend sein Ruf, zu mies das Marketing. Doch ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass der Mann der „The Crow“ und „Dark City“ gemacht hat, derart tief gefallen ist. Und was für ein Glück, dass ich auf dieses Bauchgefühl gehört habe. Klassischer Fall von: mach dir dein eigenes Bild! „Gods of Egypt“ ist Multimillionentrash, der einwandfrei unterhält. Er wirkt dumm, ist es aber gar nicht. Er wirkt hässlich, glänzt aber an den richtigen Stellen und im richtigen Licht. Er wirkt wie eine wirre Katastrophe, ist aber insgesamt solide durchdacht und weiß vor allem was er ist. Das ist, und ich hätte niemals gedacht, dass ich das sagen würde, im Endeffekt nicht soo viel schlechter als Jason Momoas aktueller Siegeszug durch die Meere der Erde. Manchmal, versteht man die Welt nicht. Vielleicht war Proyas einfach ein paar Jahre zu früh dran. Oder der Grat ist schlicht derart schmal, dass zwischen Kakophonie und Blockbuster nur Zentimeter liegen...
Es geht um drei Meter große Götter, die über Ägypten herrschen und recht friedlich mit den Menschen zusammenleben. Doch als eines Tages der verstoßene Set aus der Wüste zurückkehrt und den Thron brutal an sich reißt, ist es an einem kleinen Dieb, sich mit ein paar anderen Göttern zusammen zu tun und Ägypten aus der Knechtschaft (und ganz nebenbei seine große Liebe aus der Unterwelt) zu befreien... Alex Proyas war immer unterschätzt. Nach diesem krachenden GAU wird dieser Zustand wohl nur noch gravierender. Ich hoffe inständig, dass dem Mann irgendeiner noch eine Chance gibt. Es muss ja nicht immer ein großer Studiofilm mit riesigem Risiko sein. Kreativität entfaltet sich manchmal im Kleinen ja noch viel besser. Zurück zu seiner glänzenden Götterspeise. „Gods of Egypt“ hat große Namen, hat kein kleines Budget, hat eine riesige Vision und dicke Eier. Und dennoch funktionierte das für etliche Leute nicht. Für mich teilweise schon. Zumindest sobald ich wusste, worauf ich mich einlasse. Die Kostüme glitzern, nicht nur Gerard Butler weiß ganz genau in welchem Film er sich befindet und Liebe/Romantik/Leidenschaft kommen ebenfalls nicht zu kurz. Natürlich ist das Kitsch, Extravaganz, fast ausschließlich Hülle. Aber schlecht ist es sicher nicht. Zumindest nicht annähernd so mies wie sein Ruf. Bonkers. Eyecandy. Kopf aus, Kind an. Genau das, was heutzutage oft gefordert wird. Und dennoch ziemlich verkannt.
Fazit: völlig gaga, total drüber, positiv daneben - Alex Proyas ist mit „Gods of Egypt“ Hochglanztrash gelungen, der entweder ein paar Jahre zu früh dran war und bald von vielen Fans verehrt wird... oder der für alle Zeit übers Ziel hinaus geschossen ist. So oder so: das ist flache Unterhaltung mit Augenzwinkern und etlichen Schauwerten, WTF?!-Momenten und falschen Entscheidungen, vor denen man sehr oft den Hut ziehen muss. Oder den Kopf schütteln. Verkannt und fun. Zumindest in der richtigen Stimmung.Â
Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.