Eine Kritik von McClane (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 26.05.2004, seitdem 639 Mal gelesen
Sicherlich ist „Goodbye, Lenin!“ eine ganz nette Komödie und besser als viele andere deutsche Filme der letzten Jahre, aber die große Euphorie um den Film kann ich nicht teilen.
Alex (Daniel Brühl) lebt mit seiner Schwester und seiner Mutter Christiane (Kathrin Sass) in der DDR, nachdem der Vater abgehauen ist. Christiane ist eine treue Anhängerin des Ost-Regimes und entsetzt als sie miterleben muss, wie Alex unter unglücklichen Umständen und nicht wirklich zu recht verhaftet wird. Damit beginnt der Film wenig witzig und zeigt seine ernste Seite, die einen großen Teil in der Handlung einnimmt und dafür sorgt, dass „Goodbye, Lenin!“ nicht zur reinen Comedy wird.
Christiane fällt kurz nach der Verhaftung ins Koma und verschläft in diesem Zustand eines der wichtigsten Ereignisse: Den Mauerfall. Nach ihrem Erwachen darf sie keine Aufregung erfahren – wie z.B. die Nachricht über das Ende ihrer geliebten DDR. Deshalb setzt Alex durch, dass sie zwecks Genesung zu Hause im Bett gepflegt wird. Brühl gibt mal wieder den aufopferungsvollen Traum aller Schwiegermütter, der familiäre Interessen über eigenes Glück stellt.
Für Alex und seine Familie beginnt eine harte Zeit, denn sie fassen einen irrwitzigen Plan: Sie spielen Christiane vor, dass es die DDR noch gäbe! Doch ständig drohen Nachrichten von außen diese Scheinidylle zu zerstören und es wird auch klar, dass sie den Mauerfall nicht ewig geheim halten können – spätestens dann, wenn Christiane ihr Zimmer verlassen kann...
Die Story von „Goodbye, Lenin!“ pendelt sich Drama und Komödie hin und her, wobei keiner der beiden Aspekte wirklich überwiegt. Dies ist aber kein Kritikpunkt, da man einige der angesprochenen Themen doch mit einem gewissen Ernst behandeln sollte. Dabei ist das Tempo eher niedrig gehalten und kaum eine Wendung weiß wirklich zu überraschen. Trotzdem kann man nur ab und zu von kleineren Längen sprechen, denn der Plot ödet nicht an und ist mit recht viel Liebe zum Detail bzw. zur Ostalgie erdacht. Dies war vermutlich auch der Grund, warum er von der Kritik so euphorisch gefeiert wurde: Eine liebevolle Aufbereitung sehr junger Vergangenheit.
Die Familiendramatik ist ganz OK gemacht, da die Charaktere durchaus recht glaubwürdig geschrieben wurden und man ihnen ihre Sorgen und Probleme abkauft. Allerdings driftet der Film stellenweise etwas in Richtung Kitsch ab; vor allem wenn man Alex doch als zu goldherzigen Nutella-Bubi vorgesetzt bekommt. Das Ende dieser Familiengeschichte drückt zwar auch etwas auf die Tränendrüse, ist aber zum Glück nicht kitschig, sondern recht warmherzig geraten.
Die Gags sind ganz ordentlich, auch wenn es sich dabei in meinen Augen nur um wenige echte Brüller handelt. Ganz nett sind diverse Ostaufbereitungen wie das Kreieren des Fernsehprogramms oder die Szenen mit den zum Singen geholten Blagen. Nur ab und zu versucht der Film zu unglaubwürdig und klamaukig zu agieren (z.B. die Szenen mit dem Aufnehmen der Westdeutschen im Fernsehen), was aber nicht zu dem realistischen Stil des Films passen will.
Daniel Brühl erweist sich auch hier mal wieder als deutsche Nachwuchshoffung, obwohl seine Rolle in meinen Augen übertrieben liebenswürdig und brav angelegt ist (aber da kann er ja nichts für). Die sonstigen Darsteller sind allesamt weniger bekannt, spielen aber auch allesamt ziemlich gut sowie glaubwürdig.
So bleibt eine ganz nette, liebevoll gemacht Ossi-Komödie, wenn auch mit etwas mäßigem Tempo und einen eher niedrigen Ganganteil.
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