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Deathcember - 24 Doors to Hell (2019)

Eine Kritik von buxtebrawler (Bewertung des Films: 5 / 10)
eingetragen am 31.12.2020, seitdem 142 Mal gelesen



„Scheiß Kommerz-Bullshit, verfickter Weihnachtsdreck!“

Es war ein ambitioniertes Unterfangen: Ein deutsches, genreaffines Team unabhängiger Produzenten plante eine Anthologie weihnachtlicher Horrorkurzfilme, 24 an der Zahl, als filmischen Adventskalender, der sowohl internationalen Nachwuchsfilmer(inne)n als auch etablierten bis hin zu altgedienten Genre-Regisseuren eine Bühne bieten sollte. Die Produktionskosten wurden u.a. über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert. Auf dem Fantasy Film Fest des Jahres 2019 konnte man sich das inklusive der in den Abspann eingearbeiteten Bonusepisoden satte 26 durchschnittlich fünfminütige Kurzfilmchen umfassende Ergebnis ansehen, seit dem 04.12.2020 – für das Konzept ein paar Tage zu spät – auch im Heimkino. Wer das am Stück tut, benötigt knapp zweieinhalb Stunden Sitzfleisch.

Das Weihnachtssujet ist bekanntlich prima für Horrorfilme geeignet (wie eine stattliche Anzahl gelungener Genrebeiträge beweist) und Episodenfilme gehen eigentlich immer. Zudem sollte man bei Kurzfilmen nicht viel falschmachen können, sollte man meinen. Insofern scheint eine Anthologie wie diese eine verdammt gute Idee zu sein, auch der internationale Ansatz ist eigentlich reizvoll. Das Ergebnis ist jedoch ernüchternd. Computeranimationen verbinden die einzelnen „Türchen“ miteinander, indem sie innerhalb eines Gebäudes jeweils einen Gegenstand ansteuern, der im Zusammenhang mit dem jeweils folgenden Filmchen steht. Episode 1 von Mitproduzent Dominic Saxl ist noch ein ganz netter, trashiger Gag im Stil alter Horrorcomics, doch bereits die zweite Episode von Michael Varrati bietet lediglich Durchschnitt, wenn sie aus dem Weihnachtseinkaufsstress ein Hauen und Stechen im Wortsinn macht, außer bemüht schwarzhumorig inszenierter Gewalt aber nicht mehr zu bieten hat.

Im weiteren Verlauf zeigt sich, dass viele Episoden nur in einzelnen Disziplinen wie Kamera, Maske oder Spezialeffekte gut sind und insbesondere erzählerisch vieles im Argen liegt. Fünf Minuten, die einen belanglosen Witz ausdehnen oder sehr vorsehbar sind, können lang sein, andere Episoden zerstören ihre guten Ansätze mit miesen Pointen oder verzichten gleich gänzlich auf eine Auflösung. In manch Episode gibt es anscheinend auch gar nicht erst etwas zu verstehen und es bleibt ein Rätsel, wie man so etwas ernsthaft durch alle Instanzen für gut genug für diese Zusammenstellung befinden konnte. Auch der Weihnachtsbezug fehlt mitunter oder erscheint erzwungen. Und wieder andere beschränken sich auf ihren Hommagencharakter (auffallendstes Beispiel: Florian Frerichs Tarantino-Ehrerbietung) oder ihren Stil (Bob Pipe steuerte einen Stummfilm bei). Kurzum: Zu vielen Beiträgen mangelt es an Substanz und so sind sie wahnsinnig schnell wieder vergessen.

Es gibt jedoch auch einige Lichtblicke. Hierzu zählen der mexikanische Beitrag Isaac Ezbans („The Similars“), „Villancicos“, der aus der bizarren Grundidee, ein kranker Patient könne nur durch dauerhafte Live-Beschallung eines Sternsingerchors am Leben erhalten werden, auch stilistisch das Maximum herausholt: Keinerlei Dialog, dafür permanenter, bewusst enervierender Gesang und eine einzelne statische Kameraperspektive, was den Eindruck eines Überwachungskamerazusammenschnitts vermittelt, dazu einige Farbspielereien und schwarzer Humor. Sehenswert!

Der Brite John Cook Lynch greift mit „Cracker“ den comichaften Stil noch einmal auf und präsentiert in einem grotesken Ambiente eine bitterböse schwarzhumorige, in sich wunderbar runde Geschichte und stellt damit einen weiteren Höhepunkt dar. Das ist übrigens „Türchen“ 23. Wer von der 24 nun ein großes oder zumindest ebenbürtiges Highlight oder wenigstens etwas Besonderes erwartet, wird von Trent Haagas US-Beitrag jedoch enttäuscht.

Erwähnenswert sind dafür zwei weitere Filmchen, die stark polarisieren: Juergen Klings „Crappy Christmas – Operation Christmas Child“, ein Knetanimationsfilm (!), greift kirchlichen sexuellen Kindesmissbrauch auf, und zwar auf die anscheinend bewusst radikal geschmackloseste Weise, die möglich schien. Was ich – vom technischen Aspekt einmal abgesehen – davon halten soll, habe ich mit mir selbst noch nicht ausgemacht. Beim zweiten handelt es sich um Andreas Marshalls („Masks“) „Pig“, der ebenfalls sexuelle Gewalt zum Inhalt hat – aber noch viel mehr, denn im Revenge-Thriller-Stil liefert er einen wertvollen, intelligenten Beitrag (nicht nur) zur #metoo-Debatte, der nur darauf wartet, missverstanden zu werden – ganz gleich von welcher „Seite“ – und damit so richtig schön aneckt, wie es in der Vergangenheit bei guten Horrorfilmen nicht unüblich war. Zudem brachte Marshall eine „M“-Hommage in seinem Kurzfilm unter. Einziges Manko: Der Weihnachtbezug erscheint alibimäßig aufgesetzt.

Die großen Namen Ruggero Deodato („Cannibal Holocaust“) und Lucky McKee („The Woman“) steuern leider lediglich Durschnitt (Deodato) oder Unfug (McKee) bei. Was die kompilierende Instanz geritten hat, den regelrecht ärgerlichen Volltrash Colangelos und Shildwachters als allerletzte Episode zu installieren und das Publikum somit diesen Müll als finalen Eindruck zuzumuten, ist mir vollkommen unverständlich. Unterm Strich also viel belangloser Durchschnitt mit einigen Ausreißern nach oben und unten, was ein enttäuschendes Gesamtprodukt bedeutet. Hier wäre weniger deutlich mehr gewesen und es stellen sich zwei Fragen: zum einen, ob schlicht nicht ausreichend qualitativ höherwertiges Material zur Verfügung stand und man letztlich zähneknirschend nehmen musste, was man angeboten bekam, und zum anderen, ob lediglich rund fünf Minuten nicht dann doch in vielen Fällen einfach zu wenig sind, um etwas Vernünftiges abliefern zu können. Nächstes Jahr dann also doch lieber wieder den Tuborg-Adventskalender…


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