Eine Kritik von Mirco (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 03.06.2004, seitdem 308 Mal gelesen
„Ein Filmtitel ist manchmal ebenso trügerisch wie der äußere Schein. Denn der graumelierte Großvater, der eines Tages aus heiterem Himmel in das Leben der 14-jährigen Tomako eintritt, kommt geradewegs aus dem Knast. Dort saß er wegen der Ermordung eines Yakuza, dessen Bande mit ihm noch eine Rechnung offen hat. Die gelungene Mischung aus Teen-Drama, Familienkomödie und Gangsterfilm lebt vor allem von der gemütlich-gewalttätigen Präsenz des Hauptdarstellers Bunta Sugawara, der in Klassikern wie Kinji Fukasakus "Battles without Honor and Humanity" das Image des Yakuza nachhaltig prägte.“ (Japanisches Filmfest Hamburg)
Bunta Sugawara, Genre-Darsteller und in den 1970er Jahren z.B. aus Fukasaku-Filmen bekannt (z.B. BATTLES WITHOUT HONOR AND HUMANITY), gibt hier eine mehr als reife Leitung als alternder Yakuza-Opi. Ein amüsantes, beschauliches Feel-good-Movie ist MY GRANDPA und man meint, Begriffe wie "Generationenkonflikt" werden von Filmen wie diesen ad absurdum geführt. Vergehen sich vergleichbare Hollywoodstreifen jedoch im hemmungslosen Kitsch und einer geschönten Realität, stellt MY GRANDPA die Welt so dar wie sie für einen Teenager heuer eben ist: Voller Komplexe, Gängeleien, Konflikte mit Mitschülern, Gewalt und Anpassungen. Der rauhbeinige Ex-Con-Opi Sugawara stellt jedoch die Welt seiner Enkelin wieder richtig und es gelingt ihm mühelos durch einfache und naheliegende kleine Gesten und auch mal gezielt verteilte Schläge selbst die Bösen umzudrehen und auf seine Seite zu kriegen. Spätestens hier ist MY GRANDPA dann zwar nah am märchenhaften und moralisierenden, aber die Inszenierung ist so leichtfüßig und amüsant, dass man diese vermeintlichen Mankos gerne übersieht und sich von der anrührenden Geschichte gerne gefangennehmen lässt.
MY GRANDPA ist ein Dialogfilm, so dass sich die einfache und klar strukturierte Bildsprache ganz dem Skript unterordnet, ohne ins Belanglose zu verfallen. Ebenso verhält es sich mit dem unauffälligen, eher traditionellen Score.
Die gut aufgelegten Darsteller dominieren zu Recht diesen wunderschönen kleinen Film, der zwar auch Schwächen aufweist - gegen Ende ist dann doch alles ein bisschen zu glatt gegangen und auch mit den alten Yakuzafreunden Sugawaras tut sich der Regisseur Higashi keinen Gefallen, indem er sie zuerst sehr bedrohlich inszeniert, nur um sie dann als Volldeppen zu entlarven - letztlich ist aber MY GRANDPA ein sehenswertes Produkt, welches speziell wegen der Präsenz Bunta Sugawaras, dessen frühere Rollen im Bewusstsein des Zuschauers fest verankert sind und dies durch die Regie bewusst genutzt wird, einfach Spaß macht.
Sehen und wohlfühlen.
Eine DVD-Veröffentlichung liegt noch nicht vor, aber vielleicht erbarmt sich das Arthouse-Kino um die Ecke oder das eine oder andere Festival, die englisch untertitelte 35-mm-Kopie zu zeigen.
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