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Horror-Attack (1972)

Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 3 / 10)
eingetragen am 07.08.2019, seitdem 107 Mal gelesen



Bert I. Gordon-Filme zu schauen ist ein wenig so, als würde der familiär etwas schwach angesehene Onkel regelmäßig auf Bewährung aus dem Knast kommen und dann seinen Neffen und Nichten vorführen, was er in der Knastwerkstatt denn so gebastelt hatte – nicht der größte anzunehmende Unfall, aber man redet dann doch lieber schnell wieder über das Wetter.

Dabei ist es eigentlich egal, ob Onkel Bert gerade was mit Rieseninsekten, Dinos, einen Thriller, eine Horrormische oder was mit Möpsen zusammengeschraubt hat, denn das Endergebnis sieht meistens irre bemüht aus, an den Ecken auch schon mal talentiert, aber sonst eher mit der Hilti gemalt.

Bertie war Produzent, Regisseur, Autor und machte nebenbei noch die Spezialeffekte und ich verrate euch wohl kein Geheimnis, wenn ich sage, dass er in keinem der Berufe wahre Meisterschaft erlang.

Was jetzt öfters mal „Horror Attack“ ohne weitere sinnvolle Erklärungen durch den digitalen Äther wabert, hieß und heißt im Original eigentlich „Necromancy“ und zählt eigentlich schon zu Berts Spätwerken, die im Lichte der Farbe die Mängel bei der Arbeit gnadenlos hervortreten ließen.

Und dennnoch, irgendwie schafft man es, bei allen Plotlöchern, Schnitten-Fiasken, ungeklärten Enden, all dem vielen Auftauchen und Verschwinden von Figuren und Personen und dem allgemeinen Fassungsmassaker eines rechtlich im Leerraum vagabundierenden Films, eine künstlerische Handschrift zu erkennen. Gut, jedes Mal ne andere, aber ist ja auch egal.

Worum geht’s eigentlich bei diesem Wrack?
Im Wesentlichen ist die Chose eine Art Aldi-meets-Lidl-Variante von „Rosemary’s Baby“.
Gut, die Protagonistin muss sich hier nicht schwängern lassen (sie hat das Kind am Anfang leider schon verloren), denn da hier nicht der Teufel himself auftritt, sondern ein sehr dicker und sehr müder Orson Welles, den man wirklich nicht beim Koitus filmen mochte, genügt ein schwarzmagischer Ritus, bei dem ein gar fertig Kind – leider schon verstorben – wieder zum Leben erweckt wird, leider auf Kosten der Protagonistin.

Um auf diesen leicht angeranzten Plottwist zu kommen, mit dem der Film praktisch seine gesamten 86 Minuten schwanger geht (hihi!), bedarf keiner geistigen Meisterschaft, Ein- und Ausatmen können genügt eigentlich, aber Gordon füllt das erzählerische Vakuum (der Plot wäre in einer normalen 45-Minuten-TV-Folge kaum aufgefallen) mit reichlich bizarren, traumähnlichen und unheimlichen Bildern.

Immer im Fokus dabei ist Pamela Franklin, anno 1969 (der Film brauchte drei Jahre bis zur Veröffentlichung) nun endlich im volljährigen Alter angekommen, nachdem sie bereits zahlreiche Genremeisterwerke veredelt hatte („Schloss des Schreckens“, „The Nanny“, „Jede Nacht um Neun“) und noch veredeln würde („The Legend of Hell House“, „And Soon the Darkness“, „Satan’s School for Girls“) und damit alt genug, nicht nur in jeder Szene aufzutreten, sondern auch obenrum blank zu ziehen.

Pamela, alias Lori, hat seit ihrer Fehlgeburt ein Trauma weg und ist deswegen im Fragil-Modus – da ist es ja das Beste, wenn man irgendwo im Nirgendwo der Provinz in einer Stadt namens „Lilith“ (bitte jetzt alle mal Wiki oder Bibel aufschlagen) neu anzufangen. Die Reise an sich genügt für eine Kündigung während der Probezeit: eine Frau fährt sich mit ihrem Auto zu Tode (wie sich herausstellt, die Vormieterin ihres Hauses), das Benzin geht aus und beim Warten auf ihren Ehegespons überfällt Lori die Vision einer Kinderbeerdigung, namentlich des Sohnes von Mr. Cato, dem neuen Arbeitgeber ihres Mannes (den sie natürlich noch gar nicht kennt).

In Lilith angekommen sind alle tierisch nett zu den beiden, beschäftigen sich bei den Willkommenspartys jedoch fast ausschließlich mit Hexenzirkeln, magischen Kreisen, Tarot und dem Aussüffeln ziemlich roter Drinks. In diese fröhliche Hippie-Menagerie hat Onkel Gordon seinen größten Trumpf gestellt: Citizen Kane höchstpersönlich. Orson Welles, anno 1969 komplett außer Form und höchstwahrscheinlich gelangweilt, pleite und stockbesoffen, ringt sich nuancenlos ein paar gemurmelte Sätze ab, lacht keuchend und schaut ziemlich irritiert drein für den Satan persönlich.
Alles in allem will er ja auch nur Sohnemann zurück, aber das kriegt er eben ohne Tauschopfer nicht hin.
Den Schluss, dass sie das dann wohl sein wird, zieht Lori trotz ungefähr 300 Zeichen erst fünf Minuten vor Filmende, nachdem ihr das tote Kind mehrfach erschienen ist, sie im Keller von Ratten und von einem ausgestopften Fuchs angegriffen wurde und ihr magieinfizierter Männe (übrigens gespielt Michael Ontkean, der später das Sheriff-Department von „Twin Peaks“ leiten sollte) inzwischen eine der Zirkelnutten bumst.
Zum guten Schluss gibt’s noch eine der ältesten Pointen der Welt, die sich aber im Kontrast zur Spannungskurve des Restfilms fast originell ausnimmt, aber bis dahin wird einem der Abend ziemlich lang.
Gordon gelingt zwar eine manchmal gute, traumartige Stimmung und ein paar verstörende Settings, aber sonst ist außer eine passablen Farbfotografie (Signalfarbe Rot in allen Gassen) nichts Gutes zu verzeichnen. Am schlimmsten trifft es die Dramaturgie, denn der Film besteht aus endlosen Einstellungen, in denen Lori in der Gegend rumsteht, in die Gegen hinaus starrt, jemanden ruft und dann Schritt für Schritt weitergeht, so kann der Abstieg in einen Keller schon mal drei Minuten dauern. Wann immer sie eine ihrer Erscheinungen nachweisen will, tut sich das bei einer Hexe oder einem Hexer (alle nett, aber nicht eben wirklich hilfreich), die natürlich gerade nüscht gesehen haben. Kein Grund, es nicht alle fünf Minuten nicht wieder zu versuchen.

In dieser Tröpfeldramaturgie schleppt sich der Film über die Zeit, füllt Zwischenspiele mit sinnlosem Gesülze aus dem Teufelsgrimoire oder dem angekifft wirkenden Gelaber der Hexen und kommt nur zwei, dreimal durch eine ordentliche Halluzination auf Touren, um dann sofort wieder ins Koma zu versinken.
Sogar der Showdown, der ewig vorbereit wurde, dehnt sich dann noch wie Kaugummi, bei dem die Teufelsanbeter alle stehen und starren (wenigstens lachen könnten sie) und die gute Lori gar verzweifelt aus dem Sarg raus will.

Was daran jetzt „Horror Attack“ sein soll, kann bitte jemand anderes erklären, der OT „Necromancy“ passt viel besser, geht aber auch nie ins Detail. Ein Jahrzehnt später hat man den Mumpitz dann erneut umgeschnitten und mit noch mehr Möpsen veredelt und als „The Witching“ erneut ins Rennen geschickt, was das alles aber nicht besser macht.

Als kleiner Vertreter der „Devil made her do it“-Welle wird es sicherlich irgendwo auch Verehrer für diesen Output Gordons geben und irgendwie sieht der Film im Ganzen besser aus als etwa „Die Insel der Ungeheuer“, die er erst Jahre später inszenierte, aber insgesamt ist das eine recht trostlose Übung im Gruselbereich, die nie so recht vom Startblock runter kommt. Gegen goldveredelte Mini-Meisterwerke wie „Let’s Scare Jessica to death“ oder „Messiah of Evil“ stinkt „Necromancy“ als zähes Schnittfiasko leider ab. (3/10)


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