Eine Kritik von png (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 29.11.2004, seitdem 478 Mal gelesen
Es gibt wahrscheinlich angenehmere Dinge, als tief in der Nacht vorm Computer zu sitzen, mit dem Wissen im Hinterkopf, am nächsten Morgen bereits um 6.00 Uhr wieder aus den Federn zu müssen und sich dennoch ein halbwegs eloquentes Geschreibsel aus den Fingern zu saugen. Aber was beklage ich mich, es soll ja Leute geben, die müssen jeden Morgen zur Arbeit hetzen, arbeiten, ich meine richtig arbeiten. Nicht so wie ich, sondern eher wie der Farmer Hoggett. Da malocht der kauzige alte Schafzüchter tagein tagaus auf seiner kleinen Farm, wie ein Blöder, und trotzdem wachsen ihm die Schulden über den Kopf. Als sein tolpatschiges Schäferferkel Babe auch noch einen Unfall verursacht, der die Gesundheit von Farmer Hoggett arg beeinträchtigt und ihn ans Bett fesselt, läuft dann gar nichts mehr und schon bald stehen die widerlichen aaswitternden Vollstrecker der Gläubigerbanken an der Pforte.
Die bisher achtlos weggeworfenen Einladungen, die Hoggett und sein berühmtes Schäferschwein zu zahlreichen Seminaren bekommen haben, scheinen nun plötzlich der letzte Strohhalm aus dem Schlamassel, vor allem natürlich die Honorare, die darin für Vorträge und Vorführungen offeriert werden. Farmer Hogget kann in seinem Zustand natürlich nirgendwo hin. Also muß seine schrullige Alte seinen Part übernehmen. Ihr denkt jetzt sicher: ein schrulliges Landei, das in seinem Leben noch nicht weiter als bis zum Bridgeturnier im Nachbarkaff gekommen ist und ein Ferkel in der Großstadt, das kann nur Chaos geben. Und damit habt Ihr natürlich den Nagel auf den Kopf getroffen.
Unterstützt wird die slapstickartige Skurrilität des babeschen Humors erneut durch die Surrealität der Umgebung. „Babe in der großen Stadt“ gelingt es in diesem Punkt seinen Vorgänger sogar noch zu toppen: nicht nur die Sets der Großstadt, der Megapole - ein Mix aus den Besonderheiten aller namhaften urbanen Zentren dieser Welt, sogar der Berliner Fernsehturm läßt sich zwischen den Skyscrapern ausmachen - sind völlig schräg, grell, abgefahren, auch die Protagonisten, deren Rollen nahezu ausschließlich von nicht-menschlichen Tieren mit Bravour ausgefüllt werden, haben das evolutionäre Dogma ( und eigentlich müßte es heißen: die Rolle, die wir ihnen zugestehen) völlig abgestreift. Nun mag man ja gerade kritisieren, daß hier menschliche Verhaltensweisen, bestimmten sozialen und ethnischen Gruppen zugeordnete Klischees, auf Tiere projiziert werden, aber wenn ich gerade lesen mußte, daß der Fleischkonsum in Deutschland wieder zugelegt hat, dann ist mir auch die dumme Vermenschlichung von Tieren ein tolerierbares Instrument, durch das Euch Aasfressern das letzte Schweineschnitzel hoffentlich etwas schwerer im Magen liegt. Andererseits sollte man dann natürlich lieber nicht hinterfragen, wie den Tieren diese menschlichen Handlungen aufoktroyiert wurden. Abgesehen von jeglichen normativen Interpretation meinerseits ( eigentlich ist’s mir doch scheißegal, was ihr freßt, ob ihr davon lebt oder daran sterbt), ist die Vermenschlichung natürlich ein ganz wichtiger Baustein des hochamüsanten Konzepts von Schweinchen Babe.
Schweinchen Babe in der großen Stadt ist - wie sollte es bei einem Sequel zu einem Überraschungserfolg auch anders sein - sehr viel kalkulierter als das Original, auch viel teurer, dennoch ist der hier exponierte schrullige Humor nach wie vor einzigartig.
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