Eine Kritik von Con Trai (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 02.01.2007, seitdem 804 Mal gelesen
In der Ersten Hälfte der 70er kehrte Ruhe im Kriegsgenre ein.
New Hollywood behandelte bevorzugt andere Themen. Südeuropa sowie Asien übernahmen die freigewordene Fläche, aber blieben notgedrungen auf eingeschränktem Rahmen. Ab 1976 war die Zeit wieder reif für einige Grossprojekte, die sich erst vor allem auf den Zweiten Weltkrieg als Quelle für seine Inszenierungen konzentrierte. Rechtzeitig zur 200 Jahr Feier der Unabhängigkeitserklärung, dem Geburtstag der Vereinigten Staaten, erschien neben Picknicks, Paraden, Konzerte und Feuerwerken auch die filmische Wiederaufbereitung der Schlacht um Midway; einer der entscheidensten Seeschlachten in der Geschichte.
Eine Auseinandersetzung auf Hoher See, die ausschliesslich von Fliegerkräften geführt wurde und sich als Wendemarke im Pazifikkrieg herausstellte.
Produziert von der traditionswürdigen Mirisch Corporation und verliehen von Universal brachte man die abgekürzte Version der Trägerschlacht auf die Leinwand. A nation's defining moment als massenkulturelle Erinnerung an den Guten Krieg; wobei man sich bei der formellen Machart selber an Tora! Tora! Tora! [ 1970 ] wandte und sich schlussfolgernd auch bei dessen überschüssig vorhandenen Actionszenen bediente. Darüberhinaus konnte oder wollte Regisseur Jack Smight in anderen Belangen den vorgegeben Maßstab und die politische Ausgewogenheit [samt dem finanziellen Misserfolg] nicht ein zweites Mal erreichen, und stellt sich weniger als eine Art Fortsetzung als vielmehr ein niederen Aufguss im breiteren Konsens und mit Obacht auf künstlerisch - politische Sensibilitäten heraus.
Smight hatte ebenso wie sein Kollege Joseph Sargent beim hauseigenen Nebenbuhler MacArthur - Held des Pazifik das Problem, dass er die letzten Jahre beim Fernsehen angestellt war und man diese Arbeitsweise trotz oder auch gerade wegen der vorhandenen Starbesetzung immer noch deutlich sehen kann. Nur wenige der eigens fabrizierten Bilder erreichen ein würdiges Format; über viele Zeitspannen verliert man bei Kulissen und special effects angesichts des direkten Vergleiches noch mehr an Grösse. Auch die Dramatik kommt aus dem Klischeehandbuch für tragisch - theatralische Plots: noch ergänzt mit der Struktur der damals erfolgreich durchstartenden Katastrophenfilme, für die auch Smight seinen Rohrkrepierer Airport '75 - Giganten am Himmel beisteuerte. An das Filme dieser Art kennzeichnende 5 - Akt - Schema wird sich ebenfalls angelehnt, so dass sich Exposition, Steigerung, Krise und Umschwung, Leidensweg und Prüfung sowie Opfer und Lösung gleichfalls deutlich erkennbar abzeichnen. A war's defining battle übernimmt die Handlungsgrundzüge sowie die Personenkonstellation und das präzise Setzen idolgerechter Darsteller an allen wichtigen Punkten gleich mit.
Da gibt es den vorwarnend Besorgten, der als Erstes seine Theorie in den Raum stellt, aber nur mutmaßende Indizien für die Gefahr bereithalten kann: Cmdr. Joseph Rochefort [ Hal Holbrook ] lauscht im Juni 1942 den japanischen Funkverkehr ab und ist zuständig für Dechiffrierung und Decodierung. Er vermutet eine bevorstehende Invasion und teilt dies Capt. Matthew Garth [ Charlton Heston ] mit, welcher das nach oben weiterleitet.
Capt. Vinton Maddox [ James Coburn ] glaubt an eine Kriegslist, während Adm. Chester W. Nimitz [ Henry Fonda ] ein halbes Jahr nach Pearl Habour überhaupt kein Risiko eingehen möchte und seine Flugzeugträger "Enterprise", "Hornet" und "Yorktown" trotz der David - Goliath - Position in vorbereitende Verteidigungsstellung bringt.
Indem man auf die Probleme der verantwortlichen Militärs bei der Planung und Durchführung eingeht, versucht man eine historische Detailgenauigkeit und die Nachstellung des exakten Ablaufes zu erreichen; versandet dabei aber schnell in ein taktisches Planspiel, dass innerhalb dieses langen Prologes leicht an Spannung einbüsst.
Die zentrale Idee der Ironie des Schicksals und das Motiv der durchkreuzten Entschlüsse tritt nur müde als Konzeption heraus. Der Druck unvorhergesehener Ereignisse kommt im Film weniger spürbar zum Ausdruck, sondern ergeht sich in einer Aufzählung von Amts wegen: Beginnend mit dem Doolittle Raid Luftangriff auf Tokio am 18. April über die Schlacht im Korallenmeer, den entschlüsselten Funkgesprächen, der Erwähnung des Zielkürzels AF, der Täuschung mit einer "defekten Destillationsanlage" hin zu ersten Aufklärungsflügen und dem verherrenden Kontakt zwischen der Kaiserlichen Japanischen Marine und der United States Navy ist schon alles vorhanden, was das Geschichtsbuch an Fakten hergibt. Die Assoziation der im Vorspann angesprochenen Fehler und Zufälle, die grosse Geschehen entscheidend beeinflussen sollen, kommen aber nur bei häufigen Fehl- und Verzögerungsentscheidungen der Japaner zum Tragen. Und gehen darüberhinaus in "Ich spüre Japse" und "Japse in die Pfanne hauen" Dialogen unter, in die vor allem auch Indianer und Mexikaner unter den US - Soldaten begeistert einfallen. Deren Integretation ist mittlerweile vollständig gelungen. Eine weitere befindet sich im Anmarsch.
Zudem wird nämlich die Vorgeschichte auf eine ungünstig intime Position eingeschworen; in einem erst hervortretenden, und dann so gut wie verschwundenen Nebenstrang wird die Problematik eines gemischten Liebespaares in Kriegswirren als Identifikation angeboten.
Ausgerechnet Pilot Garth jnr. [ Edward Albert ] möchte eine in Amerika geborene Japanerin heiraten, die aber gerade mit ihren Eltern auf Honolulu wegen vermutlich subversiver Zugehörigkeit interniert ist.
Bevor man das Schiffe - Versenken - Spiel der harten Männer zeigt, wird so erstmal die emotionale Ebene angeworfen. Auf die offenstehende Rassenthematik wird nur kurz eingegangen, wobei auch jeglich reelle Auseinandersetzung in seicht naivem Kitsch untergeht.
Spätestens, wenn Jeder vom "Du" beim Anreden in den militärischen Rang zurückfällt weiss man auch als Zuschauer, dass Kameradschaft und Männlichkeit wieder wichtiger als die dramaturgische Relevanz der Frauenfigur sind und sich die Konflikte innerhalb der Gruppe und Privatpersonen im Kampf gegen den Feind als letztlich unwichtig herausstellen. Die Hinwendung zu einer individuellen Perspektive scheitert an einer konsequenten Objektivierung des Blickes und das Kollektiv gerät beim Abrücken wieder stärker in den Mittelpunkt.
Auf genaue Zeitangaben wird aus unverständlichen Gründen vollständig verzichtet und anscheinend als grundlegendes Vorwissen vorausgesetzt.
Eine dokumentarische Offenheit wird ebenfalls nur vorgeblich bemüht und erschöpft sich in überhandnehmenden Einbindungen von Original- oder anderen Filmaufnahmen [ Klar Schiff zum Gefecht, Dreißig Sekunden über Tokio, Dem Adler gleich, Banzai-Banzai, die Piloten des Teufels, Admiral Yamamoto ], die vor allem in den materialintensiven Einstellungen zum Zuge kommen. Das Bellen der Flak, der Motorenlärm der Sturzbomber und das Pfeifen fallender Bomben wird zusätzlich im Studio simuliert und mit einigen publikumswirksamen Kerosinexplosionen und ohrenbetäubend tieffrequenten Sensurround als additives Beiwerk angereichert; was in damaligen Kinos für einen bewusstseinsverändernden Vorführeffekt sorgte, aber auf der Mattscheibe natürlich verschwunden ist. [Das desaster movie Erdbeben war 1974 der erste Film mit diesem Mehrkanalmagnettonverfahren; Achterbahn der Nächste.]
Die Besetzung entpuppt sich übrigens als Mißgriff bzw genauso eine Vortäuschung: Robert Mitchum, James Coburn, Robert Wagner und Cliff Robertson haben Mini - Auftritte; da ist ein Erik Estrada sogar auffälliger eingesetzt.
Letztlich bleibt vom anvisiertem Heldenkino nur ein schlecht montiertes Stückwerk aus trockenen Fakten und dröger Fiktion über, dass durch omnipräsentes stock footage und deren optischen Brüche noch nicht einmal richtig als Actionfilm taugt. Das Einspiel der Doku - Soap sollte dennoch stattliche 43 Millionen $ betragen.
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