Hills Have Eyes - Hügel der blutigen Augen, The (2006)
Eine Kritik von Der Zerquetscher (Bewertung des Films: 9 / 10) eingetragen am 24.03.2006, seitdem 1330 Mal gelesen
In den 80ern und beginnenden 90ern durften wir Deutschen nur um etliche Gewaltszenen erleichterte Action- oder Horrorkost genießen. Praktisch jeder härtere Film war von der FSK geschnitten oder wurde bei uns gleich verboten. Und da wir gerade bei Verboten sind: Dieser Film hätte, wäre er 15 Jahre früher gedreht worden, niemals den Weg ins deutsche Kino gefunden. Wahrscheinlich hätten ihn unsere damaligen selbsternannten Sittenwächter gleich kassiert.
Dieser Streifen Zelluloid ist Brutalität und Horror pur. So wie er sein sollte. Ohne Kompromisse und ohne die üblichen die Masse anlockenden Hollywoodsprüchlein. Der Horror ist wieder das, was er vor 15 Jahren und davor war: rein und sehr, sehr aggressiv! Er ist nicht verwässert mit Mainstream wie in den 90ern, und er ist auch nicht mehr seicht und harmlos. Die Gewalt und Atmosphäre sind wieder ins Horrorgenre zurückgekehrt – ein Umstand, den ich vor 6-7 Jahren noch für unmöglich gehalten hätte. Dabei bleibt der gute Geschmack aber keinesfalls auf der Strecke. Die Musikuntermalung ist absolut edel und sitzt zu jeder Sekunde Film. Die Charakterprofile der Familie sind nett ausgewählt. Daddy ist ein Republikaner und Stiefsohnemann ist Demokrat (Witzige Klischees!). Beide sind im Grunde keine üblen Kerle, doch lernt Junior schlussendlich, dass eine Waffe auch mal nützlich sein kann. Die Stimmung ist ebenfalls fabelhaft in Szene gesetzt und die Antagonisten sind wahrhaft schlimmer als jemals zuvor. Die Hügelbewohner, die die Familie attackieren, sind so ziemlich die letzten Menschen auf der Welt, mit denen sich verhandeln ließe. Eher würde ich mein Glück mit einem Schwarm völlig ausgehungerter Barrakudas versuchen. Hier wird gefoltert, vergewaltigt, gemordet und gefressen. Es wird gehackt, erschossen, zerfetzt und zerschnitten. Dabei driftet der Film zwar mit jeder weiteren Minute in Richtung Gewaltorgie, verlässt dabei aber nie höchstes (horror-)filmisches Niveau. Tanz der Teufel Elemente finden sich also nicht nur in Punkto Gewaltlevel und Gartengeräteeinlagen, sondern auch unter dem qualitativen Aspekt.
„The Hills have Eyes“ lässt sich wohl am ehesten mit „Wrong Turn“ vergleichen, der uns auch schon enorm kultige und fetzige Inzüchtlinge beschert hat. Irre sind die Wüstenbewohner hier genauso, nur eben ein wenig familienuntauglicher. Nach dem Revival des Zombiefilms durch den brillianten „Dawn of the Dead“ ist nun der Hillbillyfilm wieder da. Es wird zwar voraussichtlich nie mehr wirklich neue Genres und Medium revolutionierende filmische Innovationen geben – zumindest nicht in absehbarer Zeit -, aber dafür werden wir derzeit mit altbewährten Rezepten bestens bedient, die sich nicht lange bitten lassen, die horrorfilmische Durststrecke der 90er, die bis vor drei Jahren anhielt, nicht nur wettzumachen, sondern fast vergessen zu lassen.
Dieser Film ist von Horrorfans für Horrorfans. Er ist nicht für den Durchschnittskinogänger konzipiert und schert sich einen Dreck um massentaugliche filmästhetische Konventionen. Horrorfan, genieße diese Jahre, denn wir wissen nicht, wann der nächste dumme Rotzlöffel Papis Knarre aus dem Tresor klaut und in seiner Schule um sich ballert. Bis dahin sollten wir diese Tage preisen und uns über jedes weitere unvergängliche Horrorhighlight freuen.
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