Hills Have Eyes - Hügel der blutigen Augen, The (2006)
Eine Kritik von McClane (Bewertung des Films: 8 / 10) eingetragen am 24.03.2006, seitdem 2311 Mal gelesen
Die Remakewelle in Hollywood rollt weiter, doch mit „The Hills Have Eyes“ ist tatsächlich mal einer der wenigen Filme entstanden, die das Original toppen können.
Das lag beim Original auch teilweise an der knappen Drehzeit sowie am schmalen Budget, doch davon hat Alexandre Aja beides mehr als Craven damals, der das Remake produzierte. Bereits der Vorspann mit dem Zusammenschnitt von Mutantenfratzen und Atomtest erzeugen zusammen mit einem Schockerauftakt (ein Mutant verhackstückt ein Forscherteam) bereits die richtige Stimmung für kompromisslosen Backwoodhorror, der die meisten vergleichbaren Filme der letzten Jahre in den Schatten stellt.
Der Sippe atomar verstrahlter Mutanten steht hier die US-Familie von Bob Carter (Ted Levine) gegenüber, der mitsamt Frau, einem Sohn, zwei Töchtern, Schwiegersohn und einem dazugehörigen Enkelkind zwecks Hochzeitstagsfeier durch die Wüste zuckelt. Das ist schon mal eine willkommene Abwechslung zu den ganzen Teeniehorden und auch bei der Figurenzeichnung achtet „The Hills Have Eyes“ auf etwas plastischere Charaktere: Schwiegersohn Doug Bukowski (Aaron Stanford) ist etwas softer, während Bob als Ex-Cop und Waffenbesitzer immer für rabiatere Methoden plädiert.
An einer Tankstelle wird neuer Sprit geholt und der freundliche Tankwart verrät eine angebliche Abkürzung, welche die Familie auch nimmt. Was keiner weiß: Der Tankwart arbeitet mit den Mutanten zusammen und schickt ihnen Opfer…
Was nun folgt, ist an sich die übliche Kiste aus Rennen, Kreischen und Gegenwehr, die sich in vielen Punkten an Cravens Original hält, doch dieses in einigen Aspekten auch verbessert. Gerade das höhere Budget erlaubt ein paar eindrucksvollere Aufnahmen wie z.B. einen Panorama-Shot eines Bombenkraters voller Autowracks. Auch sonst überzeugt „The Hills Have Eyes“ durch gelungene Atmosphäre (sehr toll z.B. die Idee mit der Mutantenstadt, welche die städtische US-Idylle pervertiert) und wenige, aber dafür gut platzierte Schockeffekte. So gut oder nervenaufreibend wie „The Descent“ ist das Treiben zwar nicht ganz gelungen, aber doch sehr spannend.
So kann man nicht sofort vorhersagen, wer überlebt und wer stirbt, denn etwas nervige Charaktere überstehen den Film, während potentielle Sympathieträger einen Kopfschuss kassieren. Die Attacken der Mutanten sind von gar nicht so großer Zahl, doch stets sehr spannend gemacht und zeichnen sich durch einen extremen Härtegrad aus, denn neben „The Hills Have Eyes“ sehen selbst „House of Wax“ und „Wrong Turn“ wie Kindergeburtstage aus: Da werden Spitzhacken in Köpfe gehackt, Spitzen in Hälse gestochen usw. Vor allem der Wohnwagenüberfall ist sehr heftig, teilweise sogar übertrieben gewalttätig, da wäre weniger vielleicht sogar mehr gewesen.
Sehr stark ist das Finale, das trotz einiger Schockeffekte vor allem durch derbe Action auffällt: Da muss ein Überlebender aus ähnlichen Gründen wie im Original in die Höhle des Löwen, was zu einem knallharten Kampf auf Leben und Tod führt. Die Auseinandersetzungen sind hart und blutig, der Spannungspegel steigt an, nur gegen Ende verärgert Aja den Zuschauer etwas: Da setzt eine sehr aufdringliche und pathetische Musikuntermalung ein, die gar nicht zum rauen, kitschfreien Geschehen passen will und teilweise sogar lächerlich wirkt. Dabei ist der Rest des Films frei von falscher Sentimentalität (trotz Trauer um Getötete besinnen sich die Verbliebenen auf ihre Überlebensinstinkte) und gelegentliche Seitenhiebe auf den American Way of Life (z.B. die Kommentare zum Thema Demokraten, Republikaner und Waffenbesitzer).
„The Hills Have Eyes“ fährt auch eine vielleicht nicht überragende, aber doch ziemlich gute Schauspielerriege auf, bei der vor allem Aaron Stanford überzeugt und den Sinneswandel den seine Figur durchläuft, glaubhaft darstellt. Die (zumindest für den B-Actionfan) bekanntesten Darsteller finden sich jedoch in der Mutantenhorde: Michael Bailey Smith und Billy Drago, wobei letzterer mit seinem Gesicht und dem passenden Make-Up besonders gut in die Rolle des verstrahlten Kannibalen passt.
Alles in allem ist „The Hills Have Eyes“ simples, aber ziemlich derbes und atmosphärisch dichtes Terrorkino. Zwar nicht ganz so spannend wie „The Descent“ und gegen Ende etwas zu pathetisch, aber 7,5 Punkte ist dieser Backwoodhorrortrip dennoch wert.
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