Eine Kritik von Maichklang (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 19.10.2007, seitdem 1878 Mal gelesen
Der Zehn-kleine-Negerlein-Krimi kann auch im Rahmen einer österreichischen Independent-Produktion funktionieren, vorausgesetzt, man erwartet keinen bluttriefenden Slasher, sondern ein ruhig erzähltes Drama, das erst im Verlauf zum Krimi wird und sein Potential aus den größtenteils gut durchdachten Charakterisierungen der Figuren schöpft.
Man benötigt lediglich eine einsam gelegene Waldhütte, zwei Therapeuten und sieben Teilnehmer einer Therapiegruppe.
Und innerhalb dieser Konstellation natürlich einen Psycho-Killer.
Das Selbstfindungsseminar in der Abgeschiedenheit der Natur soll für die bunt zusammen gewürfelte Gruppe neue Erkenntnisse bringen. Darin befinden sich: Eine Nymphomanin, ein Süchtiger, ein Sportler, eine mit Panikattacken, einer mit Foto-Tick, einer mit Zwangsneurosen und eine mit Essstörungen.
Ihnen zur Seite stehen eine erfahrene Therapeutin im gesetzten Alter und ihr Co-Therapeut, der diese Form von Gruppentherapie das erste Mal mitmacht.
Fast ein wenig zu lange erhält der Zuschauer Einblicke in die Profile der Kursteilnehmer, denn bis der erste Mord geschieht, vergehen satte 50 Minuten.
So verbringt man einige Zeit mit Befragungen der einander fremden Personen, bildet kleine Gesprächsgruppen und hält Eindrücke auf Camcorder fest, die jeder Teilnehmer zum Reflektieren erhält.
Dabei streift man nicht selten Klischees oder neigt gar zu überzogenen Darstellungen, wenn etwa der stark esoterisch veranlagte Co-Therapeut die Bäume im Wald umarmen möchte (unterlegt mit indischen Sitar-Klängen) und ausgerechnet die Essgestörte über vernünftige Ernährung Tipps gibt. Zudem muss jemand, der unter Zwangsneurosen leidet nicht grundlegend schweigsam sein und auch eine Nymphomanin schmeißt sich nicht konsequent jedem Individuum mit Werkzeugkasten zwischen den Beinen an den Hals.
Demgegenüber gelingt es bei einigen Personen einen tieferen Einblick in die Psyche zu erhaschen, besonders interessant erscheint da der etwas ältere Sportler in der Midlife-Crisis, der auf den ersten Blick als permanenter Nörgler erscheint und die glaubhafte Hintergrundgeschichte der Essgestörten. Etwas zu wenig erfährt man hingegen über die Frau mit den Panikattacken, über deren Ursachen man nie etwas Genaueres mitbekommt.
Das Gesamtbild der Gruppe fördert aber lebendige und größtenteils markante Individuen mit einem gewissen Konfliktpotential zutage.
Davon mag man sich verstärkt innerhalb des letzten Drittels überzeugen, wenn Personen eine Zeit lang von der Bildfläche verschwinden und sich dadurch verdächtig machen, jemand rätselhafte Aufnahmen auf seinem Camcorder vorfindet, die er angeblich gar nicht gefilmt hat oder sich zuvor durch zynische Bemerkungen einem heimlichen Motiv aussetzt.
Indes fallen die Morde eher unspektakulär aus, mit Pfeil in die Brust, Schläge mit einem Metallrohr (im Off) und weiteren Schlägen im Halbdunkeln.
Das Rätselraten um den Täter scheint hingegen nicht so vorzeitig gelöst, wie es frühzeitig den Anschein macht, schließlich kommen auch die beiden Therapeuten in Frage und nicht der mit dem augenscheinlich größten Aggressionspotential muss sich letzten Endes als Psychopath entpuppen.
Das Finale mit Auflösung kann zwar auf psychologischer Ebene nicht vollständig überzeugen, kombiniert aber eine düstere Location mit einem recht guten Timing, was für kurze spannende Momente sorgt.
Wovon es im Verlauf jedoch ein paar zu wenig gibt, da man sich dann doch zu lange mit der ausgiebigen Einführung der Therapiegruppe auseinander setzt und die nachfolgenden Morde etwas zu rasch abarbeitet.
Auf der Habenseite gleichen dies einige routinierte Darsteller aus, die hierzulande größtenteils aus TV-Serien bekannt sind, wobei andere auch ihr überraschend gelungenes Debüt feiern und mit glaubhaften Szenen punkten. Wenn bewegungstechnisch mal gerade nicht allzu viel stattfindet, können diese Leute zumindest ein nachvollziehbares Spiel liefern, das bei Laune hält.
Insofern stellt „Septem“ den Zuschauer für einige Zeit auf eine Geduldsprobe, lange fehlen einschneidende Ereignisse, während Charakterisierungen zwar überwiegend auf den Punkt gebracht werden, dafür aber oft zu weit ausholen.
Als Ausgleich verschafft einem das anschließende Rätselraten um den Täter ein wenig Abwechslung, wenn auch kein überragendes Aha-Erlebnis.
Für ein Regiedebüt, bei dem innerhalb von 13 Tagen Drehzeit alles im Kasten war, ist das Gesamtergebnis auf jeden Fall ansehnlich ausgefallen und trotz gewaltiger Vorlaufzeit insgesamt keineswegs langweilig.
Knapp
7 von 10
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