Mit “Body Snatchers” (1993) war Abel Ferraras Ausflug in den phantastischen Film – nach frĂĽheren Thrillern mit Slasher- bzw. Rape-&-Revenge-Affinitäten wie “The Driller Killer” (1979) und “Ms. 45″ (1981) – zunächst wenig erfolgreich gewesen: Die freie Neuverfilmung von Jack Finneys Roman konnte den zwei vorangegangenen SciFi-Filmklassikern durch die Ergänzung einer wenig tiefschĂĽrfenden satirischen Kritik am Militär kaum etwas entgegenhalten, war mit kleinen Anspielungen und Verweisen auf die frĂĽheren Klassiker durchsetzt und wies insgesamt einen sehr glatten Stil auf, der fĂĽr den katholischen Selfmade-Regisseur aus der Bronx mit seiner Vorliebe fĂĽr exzessive Stoffe keinesfalls typisch war. In der Filmografie Ferraras eher den Eindruck eines von Ecken und Kanten befreiten Mainstreamprodukts erweckend, wurde der Film indes von Warner mit spärlichen Kinostarts bedacht und erwies sich infolgedessen auch kommerziell als ziemliche Schlappe.
“The Addiction” (1995) folgte zwei Jahre später, nachdem in der Zwischenzeit lediglich “Snake Eyes” (1993) herausgekommen war. Der im Januar 1995 auf dem Sundance Film Festival uraufgefĂĽhrte wirkte wie ein neuerlicher Versuch, sich dem phantastischen Film zu nähern, ohne den eigenwilligen Ferrara-Touch einzubĂĽĂźen. Zwar griff er erstmals in einem Langspielfilm auf s/w-Bilder zurĂĽck, diese radikalisierten jedoch konsequent den Independent-Look seiner frĂĽheren Klassiker, derweil die mit Lili Taylor, Christopher Walken und Annabella Sciorra besetzte Geschichte einer vampirisierten Philosophie-Promotionsstudentin, die mit ihrer neuen Sucht nach menschlichem Blut und den damit einhergehenden moralischen Aspekten ringt, Ferraras Katholizismus und seine langen Erfahrungen mit Heroin aufarbeitet. Der Vampirismus erscheint somit als optimale Folie fĂĽr Sucht- und Moraldiskurse, derweil die offensichtlichen erotischen Qualitäten und Ebenen des Motivs nahezu keine Rolle mehr spielen. Neben Michael Almereydas “Nadja” (1994), Leong Po-Chihs “The Wisdom of Crocodiles” (1998), Claire Denis’ “Trouble Every Day” (2001) und Guy Maddins Stummfilmballett “Dracula: Pages from a Virgin’s Diary” (2002) zählt Ferraras Beitrag zum Vampirfilmen zu einer Reihe intellektualisierter, formal eigenwilliger Filme, die dem Subgenre um die Jahrtausendwende herum neue Impulse verschafften, nachdem 10-15 Jahre zuvor Vertreter wie “The Hunger” (1983) oder “Near Dark” (1987) die gothic-Wurzeln weitgehend gekappt worden waren.
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PierrotLeFou
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