Tim Robbins spielte sich mit Auftritten in “Top Gun” (1986), “Bull Durham” (1988) oder “Jacob’s Ladder” (1990) als Publikumsliebling in die Liga der begehrten Hollywood-Stars. Spike Lee, die Coen Brothers, Robert Altman oder Frank Darabont setzten Robbins in der ertsten Hälfte der 90er Jahre gewinnbringend in ihren Filmen ein; später machte Robbins unter anderem bei Brian de Palma, Stephen Frears oder Clint Eastwood eine gute Figur, rückte aber im 21. Jahrhundert zunehmend aus dem Fokus: zurück in kleinere Rollen oder zurück in kleinere Filme. Angesichts der Qualitäten von Filmen wie “Marjorie Prime” (2017) oder “Dark Waters” (2019) kann man kaum von einem Karriereende sprechen, aber zumindest gab es um 2000 herum einen Wandel was die Besetzung mit (dem 2000 gerade einmal 42jährig gewordenen) Tim Robbins in großen Mainstreamfilmen betraf. In seiner Hochphase hatte sich Robbins auch erstmals für abendfüllende Spielfilmprojekte in den Regiestuhl begeben: “Bob Roberts” (1992) war bereits sehr erfolgreich, aber der folgende, am 29. Dezember 1995 erstmals aufgeführte “Dead Man Walking” stellt dann wohl Robbins Opus Magnum dar, an das er mit “Cradle Will Rock” (1999) nicht mehr anknüpfen konnte. Auch diese letzte Kinofilm-Regiearbeit taugt zur Markierung von Robbins’ abebbender Karriere, inszenierte der Filmstar späterhin doch bloß noch TV-Filme, Serienfolgen und Dokumentarfilme, die alle nicht mehr die Reichweite seiner Kino-Spielfilme erreichten.
In “Dead Man Walking” brilliert Robbins’ damalige Lebensgefährtin Susan Sarandon in der Rolle der Nonne Helen, die einem skrupellosen Mörder (Sean Penn) in der Todeszelle zur Strafminderung verhelfen will, letztlich aber nicht die Urteilsvollstreckung verhindern, dafür allerdings den Verurteilten zu einer echten reuebekundung bewegen kann. “Dead Man Walking” ist ein differenziertes, ausgewogenes sanftes Drama, das – George Stevens’ Klassiker “A Place in the Sun” (1951) darin ähnelnd – einem progressiveren Publikum (vor allem in Europa) mit der letztlich Duldung der Hinrichtung nicht weit genug geht, aber letztlich doch gerade in der Einsicht des Todeskandidaten die Perversion der Todesstrafe aufscheinen lässt. Noch heute ist “Dead Man Walking” ein ambitionierter, gehaltreicher Film zur Todesstrafen- und Schuld- und Sühne-Thematik, an dem sich ein Publikum ergiebig abarbeiten kann. 20th Century Fox und MGM haben Robbins’ Klassiker vor bald zehn Jahren noch einmal in der Cine Project-Reihe kostengünstig zugänglich gemacht: Fassungseintrag von Nerf
PierrotLeFou
Kommentare und Diskussionen
1 Kommentar zu „Vor 25 Jahren: Tim Robbins’ großer Erfolg mit der zweiten Langspielfilm-Regiearbeit“
Same procedure: Allen Usern eine angenehme Silvesternacht (diesmal aber eben in allenfalls kleiner Runde)…
Wie immer geht ein ganz dickes “Dankeschön” an ratz und Stefan M, die sich auch in diesem Jahr wieder vielfach eingebracht haben. Auch für das Kommende Jahr haben sie sich bereits wieder breit aufgestellt – und auch Tito wird 2021 noch einmal mit einem umfangreichen Beitrag einspringen, damit ein großer Klassiker Jugoslawiens abgedeckt ist.
Um den schweren Herzens ausgesiebten Perlen und kleinen Klassikern doch noch ein wenig Raum zu geben, soll es auch diesmal einen kleinen Überblick über den Ausschuss an 2020er-Jubiläumsfilmen geben… Auf der Strecke geblieben sind diesmal:
“A Woman’s Vengeance” (1920) mit Frauenpower im Wilden Westen, Hal-Roach-/Harold-Lloyd-Kurz-/Stummfilm-Komödien wie “An Eastern Westerner” (1920) oder “Haunted Spooks” (1920), eher schwache Griffiths wie “The Love Flower” (1920) oder “The Idol Dancer” (1920), Arthur Wellins “Lederstrumpf, 1. Teil – Der Wildtöter und Chingachgook” (1920) mit Bela Lugosi, Franz Ostens früher Heimatfilm “Der Ochsenkrieg” (1920), die durchaus reizende Pickford-Tragikomödie “Pollyanna” (1920) sowie das Ludwig-II.-Biopic “Das Schweigen am Starnbergersee” (1920), das in der Edition Filmmuseum als tolle Veröffentlichung vorliegt…
In den 90er-Jahren fehlen etwa die Mainstream-Erfolge “God’s Army” (1995), “Dolores” (1995), “Bad Boys” (1995), “CopyCat” (1995), “Mallrats” (1995), Paul Verhoevens bestenfalls durchwachsen aufgenommener “Showgirls” (1995)… Zudem Todd Solondz gallige Tragikomödie “Welcome to the Dollhouse” (1995), James Bennings sperriger Essay “Deseret” (1995)… im französischen Raum ist Mathieu Kassovitz’ “Le haine” (1995) mit Vincent Cassel als großer Klassiker entfallen, im deutschsprachigen Raum “Schlafes Bruder” (1995) und “Der Totmacher” (1995), aus Hongkong Wong Kar-wais “Duoluo tianshi” (1995), aus Litauen Sharunas Bartas’ “Koridorius” (1995)… und schließlich noch die umstrittene Doku “Der Weg nach Eden” (1995) über die Arbeit eines Pathologen…
2021 ist die Zahl der ins Auge gefassten Titel noch etwas größer: die 1890er sind wieder dabei, die Klassiker in den frühen 20er Jahren wachsen zahlenmäßig von Jahr zu Jahr rapide an, 1971 boomt der europäische Genrefilm (weshalb auch einige Giallo-Specials dabei sein werden)… Angesichts der Masse ist die Planung also etwas umgemodelt worden. Plan ist bislang: Ein neuer Titel jeden Montag, Mittwoch und Freitag (+ Feier- und Gedenktage)… Ob das dann auch konsequent so aufgeht bis zum Jahresende wird sich dann zeigen, aber angedacht ist es erst einmal… [Und trotzdem ist wieder genug auf der Strecke geblieben..]
So, dann also einen guten Rusch heute Nacht! Möge 2021 ein besseres Jahr werden…
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Same procedure: Allen Usern eine angenehme Silvesternacht (diesmal aber eben in allenfalls kleiner Runde)…
Wie immer geht ein ganz dickes “Dankeschön” an ratz und Stefan M, die sich auch in diesem Jahr wieder vielfach eingebracht haben. Auch für das Kommende Jahr haben sie sich bereits wieder breit aufgestellt – und auch Tito wird 2021 noch einmal mit einem umfangreichen Beitrag einspringen, damit ein großer Klassiker Jugoslawiens abgedeckt ist.
Um den schweren Herzens ausgesiebten Perlen und kleinen Klassikern doch noch ein wenig Raum zu geben, soll es auch diesmal einen kleinen Überblick über den Ausschuss an 2020er-Jubiläumsfilmen geben… Auf der Strecke geblieben sind diesmal:
“A Woman’s Vengeance” (1920) mit Frauenpower im Wilden Westen, Hal-Roach-/Harold-Lloyd-Kurz-/Stummfilm-Komödien wie “An Eastern Westerner” (1920) oder “Haunted Spooks” (1920), eher schwache Griffiths wie “The Love Flower” (1920) oder “The Idol Dancer” (1920), Arthur Wellins “Lederstrumpf, 1. Teil – Der Wildtöter und Chingachgook” (1920) mit Bela Lugosi, Franz Ostens früher Heimatfilm “Der Ochsenkrieg” (1920), die durchaus reizende Pickford-Tragikomödie “Pollyanna” (1920) sowie das Ludwig-II.-Biopic “Das Schweigen am Starnbergersee” (1920), das in der Edition Filmmuseum als tolle Veröffentlichung vorliegt…
Unter den 40er-Jahre-Titeln erwischte es den Kurzfilmklassiker “Le vampire” (1945) zwischen Phantastik, Doku und Avantgarde, Jorge Brum de Cantos konservatives portugiesisches Drama “Um Homem à s Direitas” (1945), das französische Mystery-Drama “La fiancée des ténèbres” (1945), Raouls Walshs Fantasykomödie “The Horn Blows at Midnight” (1945), Robert Siodmaks Noir-Drama “The Strange Affair of Uncle Harry” (1945), Powells & Pressburgers formvollendeter “I Know Where I’m Going!” (1945), Rowland V. Lees Piratenklassiker “Captain Kidd” (1945) mit Charles Laughton sowie Fritz Langs Noir “Scarlet Street” (1945)…
In den 70er-Jahren sind vor allem wüste, trashige, reißerische, überzogene, kuriose kleine Perlen zwischen Exploitation und Genrefilm rausgeflogen: Die Lovecraft-Verfilmung “Voodoo Child” (1970), Leonard Kastles kultiger “Honeymoon Killers” (1970), den OFDb Filmworks gerade in diesem Jahr veröffentlicht hat – https://ssl.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=12007&vid=461687 –, der unheimliche Kinski-Gothic-Rachewestern “E Dio disse a Caino…” (1970), das eher schräge Vincent-Price-/Christopher-Lee-/Peter-Cushing-Gipfeltreffen “Scream and Scream Again” (1970), die Spils-/Enke-Komödie “Nicht fummeln, Liebling!” (1970), Erwin C. Dietrichs wüstes Sexfilm-Drama “Ich – Ein Groupie” (1970), Boormanns recht grelle Satire “Leo, the Last” (1970) mit Marcello Mastroianni, John Waters’ Bad-Taste-Klassiker “Multiple Maniacs” (1970), Bavas Giallo “Il rosso segno della follia” (1970), Radley Metzgers stilvolles Erotikdrama “The Lickerish Quartet” (1970), die launige Menschenjagd-TV-Satire “Das Millionenspiel” (1970) mit Didi Hallervorden, der Schwarzenegger-Trashfilm “Hercules in New York” (1970), “Andy Warhol’s Trash” (1970) aus Warhols/Morrisseys kommerzieller Spielfilmtrilogie, Roland Klicks kerniger Genrefilm des Neuen Deutschen Films “Deadlock” (1970)… Zudem einige spannende Schnittstellen zwischen Bereitschaft zu Trash & Unfug und ambitionierter, formverspielter Autorenfilmkunst wie Cittis beinahe-Pasolini-Film-Farce “Ostia” (1970), Oldrich Lipskýs bunte Sci-Fi-Komödie “Zabil jsem Einsteina, panove” (1970), Karel Zemans Animations-/Realfilm-Mix “Na komete” (1970), Ralph Nelsons arg blutiges Westernmassaker-Drama “Soldier Blue” (1970), die polnische Merimée-Verfilmung “Lokis” (1970), Robbe-Grillets hermetischer Erotikfilm “L’éden et après” (1970), Rudolf Thomes “Rote Sonne” (1970), Miklos Jancsós formal edler “La pacifista” (1970), Fellinis TV-Komödie “I clowns” (1970), Glauber Rochas eigenwillige Parabel “Cabezas Cortadas” (1970), Yoshidas formvollendeter “Rengoku eroica” (1970) zwischen Revolte und Erotik, Sauras surrealer “El jardÃn de las delicias” (1970)… Im dokumentarischen Bereich sind Nestlers empfehlenswerte Doku “Zigeuner sein” (1970) und das einzigartige TV-Dokument “Reformzirkus” (1970) über Alexander Kluge, seine Filme, seine Ästhetik, seine Haltung außen vor geblieben…. Und freilich noch ein paar (New-)Hollywood-/New-American-Cinema-Klassiker wie “Five Easy Pieces” (1970), “A Man Called Horse” (1970), “The Ballad of Cable Hogue” (1970), “Husbands” (1970) und David Leans wie stets in seinem Spätwerk breit angelegtes, episches Drama “Ryan’s Daughter” (1970)…
In den 90er-Jahren fehlen etwa die Mainstream-Erfolge “God’s Army” (1995), “Dolores” (1995), “Bad Boys” (1995), “CopyCat” (1995), “Mallrats” (1995), Paul Verhoevens bestenfalls durchwachsen aufgenommener “Showgirls” (1995)… Zudem Todd Solondz gallige Tragikomödie “Welcome to the Dollhouse” (1995), James Bennings sperriger Essay “Deseret” (1995)… im französischen Raum ist Mathieu Kassovitz’ “Le haine” (1995) mit Vincent Cassel als großer Klassiker entfallen, im deutschsprachigen Raum “Schlafes Bruder” (1995) und “Der Totmacher” (1995), aus Hongkong Wong Kar-wais “Duoluo tianshi” (1995), aus Litauen Sharunas Bartas’ “Koridorius” (1995)… und schließlich noch die umstrittene Doku “Der Weg nach Eden” (1995) über die Arbeit eines Pathologen…
2021 ist die Zahl der ins Auge gefassten Titel noch etwas größer: die 1890er sind wieder dabei, die Klassiker in den frühen 20er Jahren wachsen zahlenmäßig von Jahr zu Jahr rapide an, 1971 boomt der europäische Genrefilm (weshalb auch einige Giallo-Specials dabei sein werden)… Angesichts der Masse ist die Planung also etwas umgemodelt worden. Plan ist bislang: Ein neuer Titel jeden Montag, Mittwoch und Freitag (+ Feier- und Gedenktage)… Ob das dann auch konsequent so aufgeht bis zum Jahresende wird sich dann zeigen, aber angedacht ist es erst einmal…
[Und trotzdem ist wieder genug auf der Strecke geblieben..]
So, dann also einen guten Rusch heute Nacht! Möge 2021 ein besseres Jahr werden…