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Übersicht über das Genre Essayfilm

Der Essayfilm - ein Überblick von PierrotLeFou: Zwischen dokumentarischen und fiktionalen Genres schwankendes, selbstreflexives Genre, das sich durch assoziative Strukturen, (Weiterlesen) einen persönlichen, subjektiven Anstrich und oftmals durch eine Vielzahl intertextueller, intermedialer Bezüge auszeichnet. Nicht die Fiktion, nicht die Fakten stehen im Mittelpunkt des Essayfilms, sondern die Assoziation und die Reflexion. Medialität, Kommunikation, Denken und Erinnerung gehören zu den verbreiteten Themenfeldern des Essayfilms. Dagegen spielen räumliche oder zeitliche Kohärenz und eine Kausalität keine Rolle im Essayfilm.

Der Essayfilm bezieht sich dem Namen nach auf die Tradition der literarischen Essays, die im Französischen als Essais Michel de Montaignes (welche sich als assoziative, als undogmatische, als subjektive & introspektive Texte gegen die streng systematische Gliederung des Traktats stellten und ihre aufgeworfenen Fragen selten ausreichend beantworteten) und im Englischen als Essayes Francis Bacons (welche sich dagegen systematisch gegliedert und deduktiv in didaktischen Bemühungen der Untersuchung sozialer und politischer Themenfelder widmeten) bereits im 16. Jahrhundert entstanden sind. Im 20. Jahrhundert sind im Essay die Ansätze de Montaignes und Bacons längst zusammengefallen – mit dem Effekt, dass Definitionsversuche des Essays auf Paradoxien zurückgreifen (wie bei Adorno, der in “Der Essay als Form“ (1958) das Unmethodische als Methode des Essays begreift), seine Offenheit und Unabgeschlossenheit betonen, sich als Definition ex negativo präsentieren oder gleich selbst in Form eines Essays auftreten. Charakteristisch ist das Schwanken zwischen literarischen und wissenschaftlichen Interessen, welches dem Essay hierzulande lange Zeit einen unseriösen Ruf verschafft hat.
Der Film hat früh Merkmale literarischer Essays aufgegriffen: Béla Balázs beschreibt in “Der Geist des Films“ (1930) einige – auf die Erzeugung von Erkenntnis und Gedanken ausgerichtete – Montageansätze im russischen Stummfilm unter dem Titel “Montierte Essays“, während Hans Richter in “Der Filmessay. Eine neue Form des Dokumentarfilms“ (1940) im Essayfilm vereinte Elemente dokumentarischer und fiktionaler Filme erblickt.

Richters Begriff des Filmessays wird in den letzten Jahren immer wieder aufgegriffen und dem Begriff des Essayfilms gegenübergestellt; dabei wird der Filmessay über seine Wörter und Texte stärker vor dem Hintergrund des literarischen Essays betrachtet, während im Essayfilm die Plurimedialität des Mediums Film stärker berücksichtigt wird. (Vgl.: Christina Scherer: Ivens. Marker. Godard. Jarman. Erinnerung im Essayfilm. Fink 2001. S. 21-22.) Üblicher und ungleich verbreiteter ist jedoch die Beschränkung auf den Begriff des Essayfilms, der sich durch eine Vielzahl von Merkmalen auszeichnet: Barbara Filser nennt in “Chris Marker und die Ungewissheit der Bilder“ (2007/2010) die zugleich dokumentarischen & fiktionalen Züge, die Subjektivität, die Selbstreflexivität, die Multiperspektivität und die Intertextualität (Filser: Marker. Fink 2010. S. 91-105). Scherer nennt zudem noch die Intermedialität und konkretisiert die Selbstreflexivität über die Thematisierung der Blickkonfiguration im Essayfilm. Diese Definitionsansätze sind charakteristisch für die Annäherungen an den Essayfilm, die ab Chris Markers “Sans Soleil“ (1982) vermehrt einsetzen und ab den 90er Jahren hierzulande einen Aufschwung erleben. Zugleich lassen sich auch Gegenstimmen finden, die den Essayfilm nicht als Genre begreifen wollen, da sein ungreifbares Schwanken zwischen den Genres sich jeder Fixierung zu entziehen gedenkt. (Etwa: Volker Pantenburg: Film als Theorie. Bildforschung bei Harun Farocki und Jean-Luc Godard. Transcript 2006. S. 143-163.) Aber auch diese Gegenstimmen attestieren dem Essayfilm, dass er hierzulande inzwischen “zu einem festen Terminus geworden“ (Pantenburg: Film als Theorie. S. 143) sei.
Auch in der französischen Filmwissenschaft ist dieser Terminus überaus verbreitet, während der Essay-Film im englischen Sprachraum erst seit wenigen Jahren allmählich Fuß fasst. (Vgl. Sven Kramer, Thomas Tode (Hg.): Der Essayfilm – Ästhetik und Aktualität. UVK 2011. S. 16-19.)

Essayfilme – d. h. Filme, die heutzutage unter diesem Terminus zu fassen sind – entstanden bereits zu Stummfilmzeiten: Dziga Vertovs Stadtfilm & Metafilm “Chelovek s kinoapparatom“ (1929) oder Benjamin Christensens in höchst unterschiedliche Kapitel aufgeteilter “Häxan“ (1922) gehören zu den abendfüllenden Klassikern des Essayfilms. Andere Filme, die wie Christensens Klassiker sowohl dem Dokumentar-, als auch dem Spielfilm nahestehen – etwa Flahertys “Nanook of the North“ (1922) oder Poiriers “Verdun, visions d'histoire“ (1929) – werden aufgrund der homogenen Verschmelzung des Dokumentarfilms mit dem Spielfilm eher als dokumentarische Spielfilme wahrgenommen, während Christensen dagegen immer wieder zwischen diesen Genres schwankt. Dieses Schwanken zwischen Spiel- und Dokumentarfilm unterscheidet den Essayfilm zugleich vom reinen Experimentalfilm, welcher in seiner radikalsten Form ein Experimentieren mit dem Medium betreibt, während im Essayfilm dagegen stärker dessen Beziehung zu seinem Schöpfer einerseits, sowie die Beziehung des Mediums zur Wirklichkeit andererseits in das Zentrum der Aufmerksamkeit rückt.
Regisseure wie Joris Ivens, Alain Resnais oder Chris Marker – dessen “Lettre de Sibérie“ (1957) bereits 1958 von André Bazin in “Lettre de Sibérie. L'Essai documenté“ als essai documenté tituliert wird – treiben die Entwicklung des Essayfilms ausdauernd und über Jahre hinweg an; ab der experimentierfreudigen Filmkultur der 60er Jahre wächst der Essayfilm stetig, um 1982 mit Markers “Sans Soleil“ verstärkt die Aufmerksamkeit von Filmwissenschaft & -kritik auf sich zu ziehen.
Dass gerade die sogenannten Autorenfilmer vielfach Essayfilme inszenieren, liegt angesichts der subjektiven Ausrichtung dieser Filme auf der Hand: “E. sind Autorenfilme par excellence.“ (Rainer Rother: Sachlexikon Film. Rowohlt 1997. S. 81.) Neben Marker oder Resnais haben sich auch Sokurov, Portabella, Jarman, Kluge oder Godard immer wieder dem Essayfilm gewidmet. Kaum einer der prominenten Autorenfilmer hat sich nicht wenigstens einmal an dieser Art von Film versucht: Angelopoulos, Bunuel, de Oliveira, Fassbinder, Herzog, Schlöndorff, Schröter, Tykwer, Wenders, Greenaway, Russell, Franju, Varda, Fellini, Moretti, Pasolini, Scorsese, Welles...


Weitere Literatur zum Essayfilm:
Blümlinger, Wulff (Hg.): Schreiben Bilder Sprechen: Texte zum essayistischen Film. Sonderzahl 1992.
Corrigan: The Essay Film: From Montaigne, After Marker. Oxford University Press 2011. (Weniger)


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Die besten Filme des Genres (nach Benutzerwertungen)

Die folgende Übersicht listet die 100 besten Filme des Genres auf. Die ungewichtete Note finden Sie in kleinerer Schrift neben der gewichteten Note; die kleine Zahl in Klammern stellt den globalen Platz in der Rangliste dar (nicht bei Serien).

Platz     Film     Note   Stimmen
1.  (356)Koyaanisqatsi - Prophezeiung 7.75  8.09 238
2.  (504)Am Rande des Rollfelds [Kurzfilm] 7.59  8.03 160
3.  (778)Mann mit der Kamera, Der 7.42  8.32 87
4.  (883)Baraka 7.36  7.96 126
5.  (908)Hexen 7.35  8.13 97
6.  (1002)Nacht und Nebel [Kurzfilm] 7.31  8.07 96
7.  (1762)Week-End 7.05  7.24 150
8.  (1793)Berlin - Die Sinfonie der Großstadt 7.04  8.00 62
9.  (1830)Waking Life 7.03  7.41 116
10.  (2579)Addio Onkel Tom 6.86  7.30 115
11.  (2883)Fata Morgana 6.80  7.56 62
12.  (2937)Russian Ark 6.79  7.57 61
13.  (3211)F wie Fälschung 6.75  7.55 56
14.  (3962)Mondo Candido 6.64  7.09 89
15.  (4502)Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß 6.57  7.27 51
16.  (5066)Powaqqatsi 6.50  6.91 79
17.  (6253)Naqoyqatsi - Leben ist Krieg 6.36  6.81 57
18.  (6323)Deutschland im Herbst 6.35  6.65 83
19.  (6512)Africa addio 6.33  6.55 110
20.  (7615)Ten Minutes Older: The Trumpet 6.21  6.57 51
21.  (10126)Ich bin neugierig - gelb 5.93  6.00 64
22.  (13401)Glen or Glenda 5.43  5.23 106
23.  (14155)Elephant [Kurzfilm] 5.22  4.81 75


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