Die offizielle Filmkritik von Frank Trebbin

Frank Trebbin ist Autor der in mehreren Bänden erschienenen Buchreihe "Die Angst sitzt neben Dir", in der er sich durch das Besprechen von unzähligen Filmen aller Genres (primär Phantastik) einen Namen als Autor und Rezensent machen konnte. Die folgende Kritik wurde am 22.02.2021 eingetragen.

Franks Bewertung des Films
(0-5 Sterne für den Film, gefolgt von dem "Härtegrad" auf einer Skala von 0-10)

/ 4


Shropshire, England, 1657. Captain John Lye, ein strenger Puritaner, hat in Cromwells Armee gedient und führt nun mit eiserner Hand seine Farm und seine Familie. Eines Tages dringen Thomas und Rebecca, ein junges Paar, in das Leben der Lyes ein. Mit einem Netz aus gefälligen Geschichten erschleichen sich die beiden das Vertrauen des Familienoberhaupts. Als dieser jedoch bemerkt, dass sich seine Frau Fanny und auch der kleine Arthur unter dem Einfluss der Fremden zu veränderen beginnen und eines Tages quasi ein Hexenjäger vor der Tür steht, der behauptet, dass Thomas und Rebecca wegen Ketzerei und Blasphemie gesucht werden, spitzt sich die Lage auf der Farm gefährlich zu...

„Die Erlösung der Fanny Lye“ gehört zu jenen Beiträgen des Fantasy Filmfest 2020, die sehr kontrovers aufgenommen und diskutiert wurden. Dies lag allerdings nicht etwa daran, dass man Thomas Clays Film als ein zu krassses oder zu abwegiges Genrewerk wahrgenommen hat sondern an dem Umstand, dass man sich die Frage stellte, warum dieses im Mittelalter angesiedelte Emanzipations-Drama überhaupt präsentiert wurde. Ja, „Die Erlösung der Fanny Lye“ ist wahrlich kein Film, den man in eine wie auch immer gerartete Schublade packen kann, denn sowohl inhaltlich wie auch stilistisch hat sich Thomas Clay sämtlicher Richtungen bedient. Das Setting und der gestrenge Puritanismus, der zu üblen Fehlentwicklungen führt, erinnert an Michael Reeves „Der Hexenjäger“ und so ist es sicherlich die ständig spürbare Atmosphäre einer nicht näher greifbaren Bedrohung, die dem Streifen wohl eine gewisse Genre-Aura verpasst haben könnte. Die sehr sorgsame, oft auffallend weiche und gekünstelt wirkende Bebilderung, die mitunter etwas zu aufdringliche Musikuntermalung aber auch der Kniff mit der Erzählerin lassen allerdings eher eine Verortung in der Rosamunde-Pilcher-Ecke vermuten. Bricht man die etwas zu breit ausgewalzte Handlung, die auch gewisse Home-Invasion-Motive als Spannungsmomente einsetzt, auf das schon mit dem Titel angedeutete Drama um die sich im Verlauf immer weiter aus ihren Fesseln befreiende Titelheldin herunter, so entpuppt sich dann „Die Erlösung der Fanny Lye“ als eine kaum oberflächliche, weil wenig aufdringlich daherkommende Anklage gegen jegliche Form der Bevormundung und Tyrannei, die zum mit blutigen Details gespickten Ende wieder zu den bereits benannten Matthew-Hopkins-Motiven zurückkehrt. Bildformat: 2,35:1. Mit Maxine Peake, Charles Dance, Freddie Fox, Tanya Reynolds u. a.


Ab 26.02.2021 digital und auf DVD sowie Blu-ray erhältlich.


© Selbstverlag Frank Trebbin

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